Postgeschichte Schleswig-Holstein  

Briefe aus Lauenburg

 

Das Herzogtum Sachsen-Lauenburg war ein seit 1296 reichsunmittelbares Fürstentum im äußersten Südosten des heutigen Schleswig-Holsteins mit dem territorialen Schwerpunkt in dem heutigen nach ihm benannten Kreis Herzogtum Lauenburg. Neben dem Kernterritorium um Lauenburg und Ratzeburg gehörten zeitweise auch andere Territorien hinzu, wie das Land Hadeln im Elbmündungsgebiet, im heutigen Landkreis Lüneburg das Amt Neuhaus nördlich der Elbe und die Elbmarschen mit Bleckede und Artlenburg, die Stadt Bergedorf mit den Vierlanden (heute zu Hamburg). Residenzorte des Herzogtums waren die Städte Ratzeburg und Lauenburg.

 

 

Lauenburg im 18. Jahrhundert

Das Herzogtum Lauenburg war von 1689–1803 durch Personalunion mit dem Kurfürstentum Hannover verbunden. Georg II. August (1683-1760) war von 1727 bis zu seinem Tod König von Großbritannien und Irland, deutscher Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (Hannover) und nominell einer der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg.

 

Franz Johann Joseph von Reilly: Das Herzogthum Lauenburg mit dem Fürstenthum Ratzeburg. Kolorierter Kupferstich 1795

 

Kupferstich des Kurfürstentums von Hermann Moll (1722)

 

 

Brief von Lauenburg nach Artlenbourg vom 18. September 1750

Dieser Brief ist adressiert A Monsieur./ Monsieur Kirchmann, Conducteur/ de sa Majeste Britannique pref./ á/ Artlenbourg.

Hochedler,/ insonders Hochgeehrter Herr Conducteur.
In dem Verhoffen Ew: Hoched: diesen Nachmittag bey dem jetzt im Werk seyenden Cluft-Damm vorzufinden, gedenken wir gegen 3 Uhr dorten zu seyn und ersuchen alsdann zu den schadhaften Hohnstorfer Teichen mit uns heraus zu fahren um wegen der daselbst vorzunehmenden Vorbauung Abrede zu nehmen, wie der H: Oberamtmann Reinbeek deshalber mit heutiger Post an das Ambt geschrieben hat. Wir verharren indessen.
Ew. Hoched: ergebene Diener/ WKaufmann, DWHamberg
Lauenburg/ d 18. Septbr: 1750.

 

 

Lauenburg/Elbe ist heute eine Kleinstadt im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein. Die südlichste Stadt Schleswig-Holsteins liegt etwa 40 km südöstlich von Hamburg an der Elbe im Dreiländereck Schleswig-Holstein – Niedersachsen – Mecklenburg-Vorpommern. Der Name Lauenburg war ursprünglich „Polabenburg“ und bezeichnete die Burg, die Bernhard von Askanien im Lande des slawischen Stammes der Polaben (Bewohner an der Elbe, altslawisch labe) im Jahre 1181/1182 anlegte und nach der die Stadt und das Land selbst später benannt wurden.

Als gesichert gilt, dass Lauenburg bereits 1260 das Stadtrecht besaß. Lauenburg war bis 1689 Herzogtum, wobei das Gebiet des alten Herzogtums weitgehend mit dem heutigen Kreis Herzogtum Lauenburg übereinstimmt. Lauenburg war auch Sitz des Amtes Lauenburg. Im Mittelalter war Lauenburg ein wichtiger Handelspunkt am Stecknitzkanal, der hier von der Elbe abzweigte. Die Alte Salzstraße überquerte die Elbe vier Kilometer westlich unterhalb der Ertheneburg bei Schnakenbek.

In Lauenburg ist eine Post-Spedition seit 1740 belegt. Die Westphälische Post-Spedition wurde 1810 eingerichtet und 1815 von der dänischen Postverwaltung übernommen. Der ovale Langstempel LAUENBURG wurde von 1836 bis 1852 verwendet.

Im 18. Jahrhundert gab es eine Postroute von Lübeck über Ratzburg nach Artlenburg. Eine Poststation ist dort seit 1745 belegt. 1810 wurde eine Westphälische Post-Expedition eingerichtet. Nach dem Wiener Kongress wurde Artlenburg 1816 vom Herzogtum Lauenburg abgetrennt und blieb bei Hannover.

(Nach Höpfner 1971)

Nach der Konvention von Artlenburg wurde das Herzogtum Lauenburg durch französische Truppen besetzt, von 1810 bis 1813 ins französische Kaiserreich eingegliedert und dem Département des Bouches de l’Elbe zugeschlagen. Anschließend kam es wieder unter dänische Herrschaft.

1865, nach dem Deutsch-Dänischen Krieg, kam mit dem Vertrag von Gastein Schleswig zu Preußen, Holstein zu Österreich, Lauenburg wiederum zu Preußen.

(Wikipedia)

Artlenburg liegt am südlichen Ufer direkt an der Elbe in Niedersachsen. Der Name rührt von der auf dem gegenüberliegenden Ufer der Elbe liegenden Ruine der Ertheneburg her, die den Elbübergang der Alten Salzstraße von Lüneburg nach Lübeck sicherte und wo sie über eine Furt und eine Fähre die Elbe überquerte. Die Grenze zwischen Lauenburg und Braunschweig Lüneburg verläuft auf der linken Elbseite.

 

        Lauenburg

Mit dieser Fähre wurde die Post über die Elbe befördert; die Absender, ein W. Kaufmann und ein D.W. Hamberg, kündigen ihre Ankunft am Nachmittag desselben Tages an, um an einer Deichschau teilzunehmen. Links unten steht Cito. Brief. Sachen. (eilige Briefsachen), womit die Zustellung des Briefes beschleunigt werden sollte.

 

Brief von Drennhausen an der Elbe nach Winsen (Luhe) vom 1. Juni 1758

Brief des Amtmanns von Drennhausen  A Monsieur/ Monsieur von Wüllen/ Amt Schreiber de sa Majeste/ Brit./ á Winsen/ links der Vermerk: abgegangen Mittag/ um 11½ Uhr.

Ad Acta von der Überfahrt zu Drenhausen
Hoch Edler gebohrener/ Hoch geneigter Herr Amtsschreiber.
Claus Stüven habe befraget ob er überfahrt alhier über der Elbe, weil die Pachtjahre mit abgewichenen Maytag erlöschen ferner in Pacht behalten wollte.
Worauf sich selbiger erkläret, daß er die überfahrt vor die 2 rth. <Reichsthaler> in Pacht behalten wollte, und wollte er dieser wegen mit der ersten Post bey Königl. Cammer ansuchen mit stetem Respect behuren.
Ew. hoch Edel gebohren/ gehorsamster Diener/ E. Storch.
Drenhausen den 1t Juny 1758

Das Schloss Winsen war im 17. Jahrhundert Altersitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde es als Sitz der Amtmänner des Amtes Winsen genutzt. In dem Schreiben geht es um die Verpachtung der Überfahrt zu Drennhausen.

Ein Stück elbeabwärts im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg gab es gab es eine weitere Fähre, die von Drennhausen über die Elbe nach Norden übersetzte, nach Altengamme, einem Dorf in den Vierlanden, das zu Lübeck gehörte. Heute ist es ein Stadtteil von Hamburg. Die Überfahrt liegt ca. 5 km von Winsen (Luhe) entfernt. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Stadt 1757 von franz. Truppen besetzt.

 

 

 

Das Herzogtum Lauenburg als Teil Dänemarks

Das Herzogtum Sachsen-Lauenburg wurde 1803 und 1807 von französischen Truppen besetzt und am 1. März 1810 Teil des von Napoleon geschaffenen Königreichs Westphalen. Am 13. Dezember wird das Herzogtum mit weiteren Teilen Westfalens und Lübeck in das französische Kaiserreich eingegliedert.

Das auf dem Wiener Kongress neu errichtete Königreich Hannover überlässt am 29. Mai 1815 das Herzogtum Lauenburg „rechts der Elbe“ Preußen, behält aber die linkselbische Elbmarschvogtei und erhält das Amt Neuhaus wenig später zurück. Schon am 4. Juni tauscht Preußen seine Erwerbung gegen das erst 1814 dänisch gewordene Schwedisch-Vorpommern. Lauenburg wird in Personalunion mit dem Königreich Dänemark verbunden. Die Grenze nach Hannover bildet jetzt die Elbe.

 

Das Herzogtum Lauenburg in den Grenzen von 1816

 

In Lauenburg war wohl seit 1737 eine königl. churfürstlich Hannoversche Post ansässig, nach 1803 gab es wohl auch mal kurzzeitig eine lauenburgische Post und zwischen 1811 und 1813 war die französische Post in Lauenburg tätig. Nach einem kurzen erneuten Intermezzo der hannoverschen Post kam Lauenburg am 26.7.1816 zu Dänemark. Die Postexpedition wurde spätestens am 21.1.1817 vom dänischen Postwesen übernommen. Im Jahr 1838 wurde die Postexpedition zum Postkontor erhoben.

Forum für Altpostgeschichte #142 vom 7. Januar 2012 (DKKW)

 

Postvorschuss-Brief aus Lauenburg nach Itzehoe um 1837

 

An/ das löbliche Polizeyamt/ in/ Itzehoe./ Postauslagen 10½ ßCt./ p. C. - 1½ Die mit Rötelstift oben angeschriebene Summe von 12 ßCt. setzen sich zusammen aus dem Vorschuss und der Gebühr von 1½ ßCt. Weitere Taxvermerke mit Rötelstift: 17 1 14.

Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant war die Bezeichnung der Schilling-Münzen, die ab dem 29. Februar 1788 in den Herzogtümern Schleswig und Holstein vom Dänischen Gesamtstaat eingeführt wurden. Im Zuge des dänischen Staatsbankrotts 1813 wurde die Währung der Herzogtümer und des dänischen Kernstaats auf Reichsbanktaler (Rigsbankdaler) und Reichsbankschillinge (Rigsbankskilling) umgestellt. Da viele laufende Zahlungsverpflichtungen auf Schilling Schleswig-Holsteinsch Courant lauteten und zudem in Hamburg und Lübeck weiter nach Courtant-Schillingen gerechnet wurde, hielt die Bevölkerung der Herzogtümer jedoch weitgehend an der alten Währungsrechnung fest.

 

  

Es wurde daher am 18. Dezember 1841 verfügt, dass auf einigen der Rigsbank-Münzen zusätzlich eine Wertangabe in Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant erfolgen sollte.

Aus dem Postvorschuss, dessen Anfänge in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu suchen sind, hat sich das spätere Postnachnahmeverfahren entwickelt. Die Postnachnahme (franz. Remboursement) ist ein auf einer Postsendung erteilter und durch Angabe eines Geldbetrags vervollständigter Auftrag, die Sendung dem Empfänger nur gegen Entrichtung des Betrags auszuhändigen und den Betrag dem Absender zuzustellen. Der Ausdruck Postnachnahme wird auch für die Nachnahmesendung und den Nachnahmebetrag gebraucht. Die Postnachnahme unterscheidet sich von dem früheren Postvorschuss dadurch, dass bei letzterem der Postbeamte den Betrag schon bei der Annahme der Sendung auszahlen konnte.

 

Lauenburg während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung

Zwischen 1848 und 1850/51 gründete die Provisorische Regierung Schleswig-Holsteins ein eigenständiges deutsch-schleswig-holsteinisches Postwesen, das die königlich-dänische Postverwaltung in den Herzogtümern ablöste. Auch das bis dato dänische Ober-Postamt in Hamburg sowie die Post-Kontore in den Herzogtümern wurden im April 1848 unter die Kontrolle der Provisorischen Regierung gestellt. Nun wurde das Porto nicht mehr in Reichsbankgeld, sondern in Hamburger Courantmünze erhoben.

Nach der Wieder-Inbesitznahme der Herzogtümer durch Dänemark im Juli 1850 blieb die abgetrennte Postverwaltung von Holstein vorerst noch bestehen. Im Vertrag von Oldenburg erhielt Dänemark die Ausübung des Postregals im Fürstentum Lübeck (Eutin und Schwartau). Damit gehörten die drei Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg sowie das Fürstentum Lübeck wieder zur dänischen Post. Die Verwaltung des Postwesens in Schleswig, Holstein und im Herzogtum Lauenburg blieb bis 1864 in die des Königreichs Dänemark eingebunden.

 

Brief aus Ratzeburg im Herzogtum Lauenburg (ovaler Stempel) vom 20.8.1850. Sr Hochwohlgeboren/ Herrn Cammerrath von der Docken/ Hannover. frey Gränze. Rückseitig Ausgabestempel der Post in Hannover 23/AUG.
Der Brief wurde bei Lauenburg über die Elbe transportiert und lief dann über Lüneburg, Ülzen und Celle nach Hannover. Der Vermerk Frey Gränze weist darauf hin, dass der Brief nur mit 1 Schill Cour. (mit Rötelstift) frankaiert wurde.

 

Im Mai 1819 wurde für den Postverkehr zwischen dem Herzogtum Lauenburg und dem Königreich Dänemark nebst den beiden Herzogtümern Schleswig und Holstein die Aufhebung des bisherigen „Francozwanges“ angeordnet (Placet des General Postdirektion Kopenhagen vom 22. Mai) Welche Bedeutung die Aufhebung dieses „Francozwanges“ hatte, soll nachstehend erläutert werden.

Für Briefe und Frachtpostsachen aus dem Königreich Dänemark sowie den Herzogtümern Schleswig und Holstein nach dem Herzogtum Lauenburg und umgekehrt konnte bisher bei der Einlieferung das „Postgeld“ nur bis Lübeck bezahlt werden. Durch die Aufhebung des „Francozwanges“ und die mit dem vorgenannten „Placet“ der Generalpostdirektion in Kopenhagen vom 22. Mai 1819 angeordneten gegenseitigen „Francofreyheit“ konnte nun die Posttaxe vom Absender bis zum Bestimmungsort auf dem jeweiligen Postamt bzw. Spedition entrichtet werden. Es stand dem Absender aber auch frei, das Postgeld bis zu einem Zwischenort zu bezahlen oder es gar von den Empfängern zahlen zu lassen.

Die „Taxe“ eines einzelnen Briefes betrug im Jahre 1819

 

 

Zwischen Lübeck und Ratzeburg

1½ Schill Cour.

 

Zwischen Lübeck und Mölln

2 Schill Cour.

 

Zwischen Lübeck und Lauenburg

2 Schill Cour.

 

Bei der Übernahme des Postwesens durch Dänemark am 16. Juli 1816 bestanden im Herzogtum Lauenburg folgende Postämter bzw. Postexpeditionen:

Postamt in Ratzeburg, Postspeditionen in Mölln, Lauenburg, Büchen, Hamfelde, Escheburg sowie eine Posthalterei in Schönberg.

Höpfner 1971, S. S. 31.

 

 

Das Herzogtum Lauenburg 1852

 

 

Kondominium, Personalunion mit Preußen und Auflösung (1864–1876)

Nach der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg fielen Lauenburg, Schleswig und Holstein aufgrund des Wiener Friedens am 30. Oktober 1864 unter gemeinsame Herrschaft Preußens und Österreichs. Am 14. August 1865 kam es zur Gasteiner Konvention. Österreich trat seine Rechte an Lauenburg gegen eine finanzielle Abfindung an Preußen ab. 1865 ließ sich König Wilhelm I. von den lauenburgischen Ständen den Herzogtitel antragen. Das Herzogtum war damit mit der preußischen Monarchie in Personalunion verbunden. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck wurde zum „Minister für Lauenburg“ ernannt. Dieser Zustand blieb erhalten, als das Herzogtum 1871 Teil des Deutschen Reichs wurde. Am 1. Juli 1876 wurde das Herzogtum als „Landkreis Herzogtum Lauenburg“ in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert.

Die Schleswig-Holstein-Marken waren bis zum 31. Dezember 1865 gültig; ab dem 1. Januar 1866 war das Herzogtum Teil der  preußischen Postgeschichte und später des Deutschen Reichs.

 

Das Herzogtum Lauenburg in der Provinz Schleswig-Holstein als Teil des Deutschen Reichs (1909)