Harro Feddersens Vision vom „Bredstedter Werk“ und ihre Spiegelung in Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“

 

Als sich Theodor Storm im Winter 1885 dazu entschieden hatte, eine Novelle[1] zu schreiben, in der ein genialer Deichgraf einen neuen Koog bauen und durch einen revolutionären Deich vor den Fluten der Nordsee schützen sollte, suchte er nach einem geeigneten Schauplatz für sein Projekt und informierte sich in Chroniken und Landesbeschreibungen über die Geschichte der Landgewinnung und des Deichbaus in Dithmarschen und Nordfriesland.[2] Im Frühjahr desselben Jahres machte ihn sein Freund, der Wasserbauingenieur Christian Eckermann[3] in Heide, auf einige Dokumente aufmerksam, die er im Zusammenhang mit seinen Forschungen zur Geschichte des Deichbaus an der Westküste Schleswig-Holsteins zusammengetragen hatte. Darunter befand sich auch ein handschriftliches Gutachten, das der Husumer Bürgermeister Harro Feddersen[4] im Jahre 1685 konzipiert hatte, und das eine der Grundlagen für die anschließend begonnene Planung einer Bedeichung der Bredstedter Bucht wurde. Feddersen beschreibt ein ambitiöses Eindeichungsprojekt der nördlichen Hattstedter Marsch, das sogar den Bau eines neuen Hafens vorsah.

Die Bemühungen um das sogenannte Bredstedter Werk[5], ein Bedeichungsplan für die flache Bucht zwischen Ockholmer Koog im Norden und dem Neuen Hattstedter Koog im Süden, gehören zu den bedeutenden Großunternehmen des 17. Jahrhunderts an der Küste Nordfrieslands. Wegen der schweren Sturmfluten von 1625 und 1634, aber auch aus technischen Gründen hat dieses Projekt nicht verwirklicht werden können; dennoch sind zwischen 1619 und den ersten beiden Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die Voraussetzungen geschaffen worden, die schließlich seit 1733 zu einer Schließung der Deichlinie vor der Bredstedter Bucht bis Ende des Jahrhunderts führten.

Harro Feddersen konnte für sein Gutachten[6] auf einen Bedeichungsplan zurückgreifen, der unter dem dänischen König Christian IV. (1577-1648) im Jahre 1619 begonnen wurde, der aber nach der verheerenden Sturmflut von 1625 nicht vollendet werden konnte. Es gelang damals nicht, das Tief zwischen dem Neuen Hattstedter Koog und der Jakobshallig abzudämmen, und einige Deichabschnitte wurden derart zerstört, dass die bereits fertiggestellten Teile aufgegeben werden mussten. Erst 1681 wurden unter Leitung des Amtmanns in Flensburg, Henning von Reventlow (1640-1705), die alten Pläne wieder aufgenommen, da in diesem Bereich inzwischen ein bedeutender Anwachs im Zuge der Verlandung des Bredstedter Bucht durch marine Sedimentation entstanden war.

 

Abb. 1: Das Bredstedter Werk in der Mejerschen Karte vom Amt Husum 1649[7]

 

 

Der Bredstedter Landschreiber A. Jessen fertigte 1687 einen Bericht über das Projekt an, dem er eine Kartenskizze beifügte, die als Vorlage für weitere Planungen diente, die in den Jahren um 1690 entworfen wurden und einen Hafen bei Bredstedt[8] vorsahen, mit dem eine Konkurrenz zu Husum entstehen sollte. Mit der teilweisen Verwirklichung dieser Pläne begann man aber erst im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und schuf schließlich mit dem Sophien-Magdalenen-Koog (1742/43) und dem Desmerciereskoog (1765/67) eine noch weiter hinausgeschobene Deichlinie, durch die das neu gewonnene Land vor der alten Bredstedter Bucht dauerhaft gesichert werden konnte. Auf den Bau eines weiteren Hafens an der Westküste Nordfrieslands wurde verzichtet.

 

Abb. 2: Bedeichungsentwurf nach A. Jessen, 1687.

 

Die Tatsache, dass Theodor Storm die Vision des Husumer Bürgermeisters in seine fiktive Novellen-Landschaft eingefügt hat, zeigt, mit welcher Genauigkeit der Dichter arbeitete. In der langen Phase des Quellenstudiums und der intensiven Erinnerungsarbeit formte Storm allmählich die innere Struktur einer fiktionalisierten Landschaft, für die ihm vertraute reale Gegenden und Ortschaften Vorlagen lieferten, die zu Handlungsräumen der Novelle modelliert werden konnten. Er beschäftigte sich mit der Geschichte des Deichwesens vor der nordfriesischen Küste und vor Dithmarschen, um den Erfordernissen einer realistischen Darstellung zu genügen. In diesen anschaulichen Handlungsräumen konnte er Personen auftreten lassen, die jene Menschen repräsentieren, die vor seiner Zeit an der Umgestaltung ihres Siedlungsraumes beteiligt waren.

Neben den regionalen Chroniken, in denen die Landschaften Nordfrieslands und ihre Geschichte dargestellt werden, nutzte Storm bei seinen Recherchen eine Reihe von zeitgenössischen Landesbeschreibungen der Herzogtümer Schleswig und Holstein.[9] Aus diesen und anderen Texten hat sich Storm über Details der Landschaft, ihre Entwicklung und die in ihr lebenden Menschen informiert und manche konkrete Beschreibung für seine Novelle verwendet. In ihr vermittelt er ein lebendiges Zeitbild der Kulturlandschaft Nordfriesland vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert. Der Leser wird zunächst in eine Marschenlandschaft geführt, in der die Menschen auf Warften in von ihnen angelegten Kögen leben, die von Deichen gegen Sturmfluten geschützt werden. Von dort geht es hinauf zu einem Geestdorf mit Kirche, Krug und Friedhof und schließlich in die nahe gelegene Stadt. Als geographische Folie, vor der sich die Handlung der Novelle entfaltet, können die Hattstedter Marsch,[10] das Dorf Hattstedt und die Stadt Husum identifiziert werden. Im Erzählprozess vermischt Storm Details der sozialen, wirtschaftlichen und mentalen Verhältnisse aus drei Jahrhunderten zu einem stimmigen und sehr anschaulichen Gesamtbild, das dem Anspruch an eine Darstellung allgemeiner Zusammenhänge in konkreten Einzelbildern genügt.

Storm erwähnt in seiner Novelle Deiche, die sich „drüben an der anderen Seite“ befinden und meint damit die neu eingedeichten Köge der Insel Nordstrand. Nach der zweiten großen Sturmflut im Jahre 1634 ließen die abziehenden Wasser von der einstmals fruchtbaren Insel Strand nur Trümmer zurück. Mit Hilfe von niederländischen Unternehmern und Investoren wurden die dem Meereswasser für zwei Jahrzehnte ausgesetzten Ländereien Schritt für Schritt wiedergewonnen. Der Heverstrom hatte überdies viele Landflächen zwischen Pellworm und dem heutigen Nordstrand fortgespült. Im Juli 1652 wurde zwischen Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf und vier Partizipanten aus den Niederlanden ein Vertrag geschlossen, der die Grundlagen für eine Wiedergewinnung des östlichen Teils des untergegangenen Gebietes von Nordstrand schuf. Im Jahre 1663 konnte die Eindeichung der heutigen Halbinsel Nordstrand weitgehend abgeschlossen werden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Neuordnung des Deich- und Wasserwesens in den Herzogtümern Schleswig und Holstein,[11] nachdem der Kieler Professor Johann Nicolaus Tetens (1736-1807) auf Veranlassung der Königlich Dänischen Regierung in den Jahren 1778, 1779 und 1780 die Marschländer der Nordsee von Jütland bis Flandern bereist hatte. Die Berichte von Tetens waren maßgebend für die Erlasse und Patente, die schließlich in das allgemeine Deichreglement vom 6. April 1803 einflossen.[12]

Unter der Aufsicht des Oberdeichgrafen wurden Deichgrafen und Geschworene aus den Reihen der Marschbauern bestellt, während die Deichinspektoren unter Aufsicht und Direktion der Rentekammer in Kopenhagen standen. In die Zuständigkeit des amtierenden Deichgrafen fielen nun unter anderen Arbeiten vor allem „Alle Verteidigungsmittel, welche an den Körper des Deiches zur Erhaltung desselben angebracht werden, als die Umlegung der schon vorhandenen Steindeiche, die Anlegung von Buschbedeckungen, Vorsetzungen von Holz oder Steine, Bollwerken usw. folglich auch aller dieser Werke und anderer Deichsbedeckungen, die Strohbestickung, ferner die bestickmäßige Erhöhung und Verstärkung des Deiches, wenn die Höhe und Stärke desselben nicht durch Versinken des Grundes oder andere außerordentliche Vorfälle, sondern bloß durch die Länge der Zeit und durch das gewöhnliche Zusammensinken der Deicherde vermindert worden, sowie endlich die Zudämmung der Löcher und aller ändern durch größere oder geringere Beschädigungen verursachte Arbeiten, […].“[13]

Storm beriet sich in der Endphase seiner Recherchen für den „Schimmelreiter“ mehrmals mit Eckermann, der gerade an einem Aufsatz über die Eindeichungen von Husum bis Hoyer arbeitete, den er erst nach der Veröffentlichung des „Schimmelreiter“ zum Druck brachte. Sein früherer Aufsatz „Zur Geschichte der Eindeichungen in Norderdithmarschen“ war bereits 1882 in der Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte erschienen[14] und lieferte Storm historische Informationen über den Deichbau an der Nordseeküste. Der Beitrag ist in seinem ersten Teil so allgemein gehalten, dass er als Einleitung zu Eckermanns weiteren Ausführungen zur Geschichte der Landgewinnung an der Schleswig-Holsteinischen Westküste gelesen werden kann, an denen er gerade arbeitete und die er drei Jahre nach Storms Tod veröffentlichte.[15]

Storm verschaffte sich eine präzise Vorstellung von möglichen Handlungsräumen seiner geplanten Novelle: die eingedeichten Marschgebiete südlich und nördlich des Heverstroms, der zwischen der Halbinsel Eiderstedt und dem vor Husum gelegenen Porrenkoog die Fahrrinne bildet, die Marschgebiete im Bereich der Arlau nordwestlich von Hattstedt und die Insel Nordstrand. Hinzu kamen noch Köge vor Dithmarschen, über deren Eindeichung Storm bereits Informationen aus erster Hand von seinem Freund Eckermann bekommen hatte.

Der Dichter zog zunächst in Erwägung, die Handlung im Karolinenkoog vor Dithmarschen anzusiedeln. Dieser Koog liegt am Südostufer der Eider gegenüber der Stadt Tönning und war Storm vertraut, da hier eine Bahnstrecke von Heide endete, die Storm benutzte, wenn er von seinem Alterswohnsitz Hademarschen aus Freunde und Verwandte in seiner Heimatstadt Husum besuchte. Von diesem ursprünglichen Plan zeugt noch die spätere offizielle Namensgebung des neuen Kooges, den in der Novelle Hauke Haien erbaut hat, „der neue Carolinenkoog“.

Dann überlegte er auch, die Handlung in dem Gebiet der ehemaligen Lundenbergharde südwestlich von Husum spielen zu lassen. In der fertigen Novelle haben auch diese Pläne Spuren hinterlassen; so erzählt Hauke Haien seiner Frau Elke vom Schimmelkauf und gibt eine Stelle an, die er beim Ritt von Husum nach Norden in die Hattstedter Marsch gar nicht passiert haben kann, den „Damm, hinter dem Hafen“. Sinn macht diese Ortsangabe nur, wenn der Leser sich den Handlungsraum der Novelle im Südwesten von Husum vorstellt.

 

Abb. 3: Karte der Hattstedter Marsch

 

Storm entschied sich schließlich für die Marsch vor dem Geestdorf Hattstedt, ca. 8 km nördlich von Husum. Die heutige Gemeinde Hattstedtermarsch an der Westküste in Nordfriesland grenzt im Südosten an die Dörfer Hattstedt und Wobbenbüll, von wo aus der westlich gelegene Seedeich heute bis zum Cecilienkoog im Norden verläuft. Diese Landschaft war ihm von Kindheit an vertraut und wurde auch in späteren Jahren häufig aus privaten oder dienstlichen Anlässen besucht. Mit dem „anderen Ufer“ im Westen ist in der Novelle die Insel Strand gemeint, wie sie bis zur Sturmflut von 1634 existierte. Um 1200 gehörte das heutige Nordstrand zum Alten Strand. Er erstreckte sich nördlich der Halbinsel Eiderstedt. Die Fluten des 14. Jahrhunderts und besonders die Zweite Marcellusflut oder „Erste Mandränke“ von 1362 führten zur völligen Umgestaltung der Landschaft. Durch eine Reihe von Eindeichungen entstand in der Folge die hufeisenförmige Insel Strand. [16] Deren Abstand zum Festland wurde durch die Vertiefung des Heverstroms immer größer. Die beiden Enden des Hufeisens bildeten die jetzigen Inseln Nordstrand und Pellworm, während das heutige Nordstrandischmoor als wüstes, unbewohntes Hochmoor in deren Mitte lag. Die Burchardiflut von 1634 zerriss die Insel Strand in die kleineren Inseln Nordstrand und Pellworm sowie die Halligen Nordstrandischmoor, Hamburger Hallig[17] und Südfall. 1652 schloss der Gottorfer Herzog Friedrich III. (1597-1659) einen Oktroy mit dem Brabanter Unternehmer Quirinus Indervelden und gewährte ihm das Eigentumsrecht am gesamten Land, was zu bitteren Protesten der übriggebliebenen nordfriesischen Inselbewohner führte, die nun auch noch den Rest ihres Besitzes verloren. Die vor allem aus Flandern und Brabant stammenden katholischen Deichbauunternehmer genossen Religionsfreiheit, eine zeitlich begrenzte Abgabenfreiheit und durften selbst Gerichtswesen, Polizei, Verwaltung und Außenhandel der Insel organisieren. Die eingewanderten Deichbauarbeiter konnten 1654 den ersten neuen Koog, den Friedrichs- oder Alterkoog, gewinnen. Obwohl eine schwere Sturmflut 1655 mehrere neu gebaute Dämme und Deiche zerstörte, gelang es doch in den folgenden Jahren, weitere Gebiete zu erschließen: 1657 den Maria-Elisabeth-Koog, 1663 den Trindermarsch-Koog und 1691 den Neuen Koog.

Storm folgt in seiner Landschaftsdarstellung der Binnenhandlung der Novelle einer Topographie Nordfrieslands, wie sie vor der Katastrophen-Flut des 17. Jahrhunderts bestanden hat. Der Zustand der Deiche am „anderen Ufer“, das im Erzählrahmen angesprochen wird, entspricht aber denen der Insel Nordstrand des späten 17. Jahrhunderts. Und der neue Koog, den Hauke Haien um das Jahr 1750 mit einem modernen Deichprofil sichern lässt, ist dem Neuen Hattstedter Koog nachempfunden, der bereits im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Vision, die Hauke in der Novelle vor der Verwirklichung seines Projektes entwickelt, hat Storm nach Berichten über die Pläne zur Eindeichung der Bredstedter Bucht gestaltet, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts konzipiert wurden. In Storms fiktivem Handlungsraum plant Hauke Haien den Bau seines Kooges, der später „der neue Cariolinenkoog“ getauft wird, den die Marschbewohner aber „Hauke-Haienkoog“ nennen. Storms Vorbild war der Neue Hattstedter Koog, der im Jahre 1685, als Harro Feddersen sein Gutachten niederschrieb, bereits seit mehr als 170 Jahren den Sturmfluten erfolgreich getrotzt hatte. Also musste Storm die von Feddersen beschriebenen Verhältnisse des Vorlandes, als er dessen Vision in den Mund von Hauke Haien legte, in den heutigen Neuen Koog zurückverlegen, der in der Novelle erst erbaut werden sollte.

 

  

Abb. 4 (links): Skizze des Neuen Hattstedter Kooges (1652)[18]; Abb. 5 (rechts): Karte von H.C. Petersen (1823)[19]

 

Deshalb spaziert Hauke auch auf dem Alten Deich von der Arlauschleuse nach Süden, und es heißt im Novellentext: „Von der Hofstelle des Deichgrafen, etwa fünf bis sechshundert Schritte weiter nordwärts, sah man derzeit, wenn man auf dem Deiche stand, ein paar tausend Schritte ins Wattenmeer hinaus und etwas weiter von dem gegenüberliegenden Marschufer entfernt eine kleine Hallig, die sie ‚Jeverssand‘ auch ‚Jevershallig‘ nannten.“ (Der Schimmelreiter, S. 695) Als Hauke Haien die Eindeichung des neuen Kooges plant, lässt der Erzähler ihn vom Deichgrafenhof nach Nordwesten zur „Osterschleuse“ gehen, dann auf dem alten Deich nach Süden, so dass er auf „das große Vorland, das unserer Hofstatt gegenüber beginnt“ blicken kann. Was Hauke Haien dort sieht, hat Storm dem realen Vorland nachgebildet, das dem Neuen Hattstedter Koog im Nordwesten vorgelagert ist und das erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch den Grafen Henri Desmercieres bedeicht wurde. Bei der Hallig handelt es sich um die Harmelfshallig (auch Melfshallig oder Jacobshallig) und bei dem „tiefen Priel“ um das Königstief (auch Hattstedter Deep). Dieselbe Perspektive[20] nimmt auch Harro Feddersen in seinem Bericht aus dem Jahr 1685 ein, in dem er die Bedeichung der gesamten Bredstedter Bucht vorschlägt. Dieses Projekt wurde zunächst nicht verwirklicht; nur die Schleusen bei der Arlaumündung an der nordöstlichen Ecke des Hattstedter Kooges wurden verlegt.

 

Eine Gegenüberstellung von Textstellen zeigt, wie eng sich Storm an die Vision Feddersens angelehnt hat[21].

 

[…] es kan aber mit gutem grunde gemeldet werden daß Zwischen Occeholm und Hatsteder Kog, ein befindlicher schatz sich herfür tuhn, und zwar nicht alle 7 Jahre einmahl, sondern alle 24=stunden Zweymahl so daß er sich offters beynahe algantz sehen Läßet, […].

 

 

 

 

Als ich vor einiger Zeit in dieser meiner Fremden sorge continuirte und einen bequämen Ohrt außinnen wolte, wie nahe oder wie ferne die Schleuse und die Waßerlösung an den Hallig kommen solte, fielen mir sonderliche speculationes bey unde ward darüber in meinen gedancken so ergetzet, alß ob ich einen guten provit für mich ersonnen und schon in Händen hätte, indem ich betrachtete wie alhier gewißermaßen ein sicherer Haben könnte für alle winde angeleget, die Tieffe des Strohms durch die alte schleuße unterhalten, und da durch die wahren, so allhier übrig und nöhtig sein würden, so füglich möchten ein und außgeschiffet werden; gedachte, es könte hiernach gerade eine kleine Neustadt angeleget werden […].

 

 

Schließend kan nicht ungemeldet laßen was in vorigen Zeiten einen glaubwürdigen und noch dieses Ohrtes Wohlbenanten Mann alhier begegnet ist alß derselber bey spater Herbst Zeit in dem Hattsteter Koge nach dem Teiche, welcher an dießem unßerem neuen Koge grentzet, fortgehet und wie alß er hernach berichtet hat, wegen des gar schlechten Zustandes der Teiche sehr betrübet, insonderheit für die nachkommen, bekümmert ist, und in der einsamkeit zu Gott Hertzlich seuffzet, und betet, er wolle denen selben dieße gegend doch bewahren helffen, und nicht zu geben daß durch wegreisung| [163] aler Teiche, eine saltzer See darauß werde, indem höret er außerhalb Teichs ein Rind brummeln, wiewol nun um die Jahres Zeit kein Vieh im felde sonst zu sehen oder zu hören war, gedenket er Zwahr wunder, kehret sich aber nach nichts sonders daran sondern gehet in seinen gedancken dem Teiche zu, alß er da nun hinauff kömet erblicket er ein grünes feld mit Häusern, Vieh und dergleichen gestaltet alß Zur besten sommers Zeit ein gutes Marschand je seyn kann, idem er nun nicht weiß wie ihm geschieht und recht genau zusehen will, da verschwindets und ist nichts anders alß schlick, wie noch daselbsten Zusehen. Er könte dieses nicht anders annehmen alß eine auff sein tieffes anliegen von Hoher Hand gegebene Versicherung, daß der Hattsteder Kog werde beybehalten, und durch beteichung der benachbahrten gegen in gewünschte sicherheit gesetzet werden, worin der Mann sich so versichert hielte, daß nichts darüber; Er hatte Zwahr Hoffnung Er selbsten zu erleben alß aber seine Zeit bey hohem Alter beynahe verfloßen war, gratulirte er seine Söhne darob, daß sie solche angenehme Zeit erleben würden, welche den wen sie so wohl hiermit alß sonst womit Zur beförderung deßen continuiren könten, ihren besten Fleiß und gantzes vermögen anzuwenden ihr Höchstes Zeitliches vermögen würden seyn laßen.

 

 

 

 

Bericht und Bedencken von dem so genanten Brehtsteder Werck auffgesetzet von Harro Feddersen in Husum Anno 1685

 

Er ging; aber nicht lange war er gegangen, so war die Schleusenreparatur vergessen. Ein anderer Gedanke, den er, halb nur ausgedacht und seit Jahren mit sich umhergetragen hatte, der aber vor den drängenden Amtsgeschäften ganz zurückgetreten war, bemächtigte sich seiner jetzt aufs Neue und mächtiger als je zuvor, als seien plötzlich die Flügel ihm gewachsen.

Der Schimmelreiter, S. 689f.

 

Eine andere Kalkulation überkam ihn: das Vorland gehörte hier der Gemeinde, ihren einzelnen Mitgliedern eine Zahl von Anteilen, je nach der Größe ihres Besitzes im Gemeindebezirk oder nach sonst zu Recht bestehender Erwerbung; er begann zusammenzuzählen, wie viel Anteile er von seinem, wie viele er von Elkes Vater überkommen, und was an solchen er während seiner Ehe schon selbst gekauft hatte, teils in dem dunklen Gefühle eines künftigen Vorteils, teils bei Vermehrung seiner Schafzucht. [...]

Welch’ treffliches Weide- und Kornland mußte es geben und von welchem Werte, wenn das Alles von seinem neuen Deich umgeben war! Wie ein Rausch stieg es ihm ins Gehirn; aber er preßte die Nägel in seine Handflächen und zwang seine Augen, klar und nüchtern zu sehen, was dort vor ihm lag: eine große deichlose Fläche, wer wußte es, welchen Stürmen und Fluten schon in den nächsten Jahren preisgegeben, an deren äußerstem Rande jetzt ein Trupp von schmutzigen Schafen langsam grasend entlang wanderte; dazu für ihn ein Haufen Arbeit, Kampf und Ärger! Trotz alledem, als er vom Deich hinab und den Fußsteig über die Fennen auf seine Werfte zuging, ihm war’s, als brächte er einen großen Schatz mit sich nach Hause.

Der Schimmelreiter, S. 691.

 

„Ich will“, sagte er langsam und hielt dann einen Augenblick inne, „ich will, daß das große Vorland, das unserer Hofstatt gegenüber beginnt und dann nach Westen ausgeht, zu einem festen Kooge eingedeicht werde: die hohen Fluten haben fast ein Menschenalter uns in Ruh gelassen; wenn aber eine von den schlimmen wiederkommt und den Anwachs stört, so kann mit einem Mal die ganze Herrlichkeit zu Ende sein; nur der alte Schlendrian hat das bis heut so lassen können!“

Der Schimmelreiter, S. 692.

 

Als die Versammelten hierauf nicht sogleich zu antworten bereit waren, erhob sich ein alter weißhaariger Mann mühsam von seinem Stuhle; […]. „Deichgraf Hauke Haien,“ sprach er, „Du machst uns viel Unruhe und Kosten, und ich wollte, Du hättest damit gewartet, bis mich der Herrgott hätt zur Ruhe gehen lassen; aber – recht hast Du, das kann nur die Unvernunft bestreiten. Wir haben Gott mit jedem Tag zu danken, daß er uns trotz unserer Trägheit das kostbare Stück Vorland gegen Sturm und Wasserdrang erhalten hat; jetzt aber ist es wohl die elfte Stunde, in der wir selbst die Hand anlegen müssen, es auch nach all’ unserem Wissen und Können selber uns zu wahren und auf Gottes Langmut weiter nicht zu trotzen. Ich, meine Freunde, bin ein Greis; ich habe Deiche bauen und brechen sehen; aber den Deich, den Hauke Haien nach ihm von Gott verliehener Einsicht projektiert und bei der Herrschaft für Euch durchgesetzt hat, den wird Niemand von Euch Lebenden brechen sehen; und wolltet Ihr ihm selbst nicht danken, Euere Enkel werden ihm den Ehrenkranz doch einstens nicht versagen können!“

Der Schimmelreiter, S. 707f.

 

 

Abb. 6: Kartenausschnitt: Ellerbüll, Neuer Hattstedter Koog, Harmelfshallig mit der in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts geplanten neuen Deichlinie[22].

 

Feddersens Handschrift ist für die Geschichte des Deichbaus bisher nur einmal ausgewertet worden, nämlich von Christian Eckermann, der aus ihm in seinem Aufsatz über die Eindeichung vor Nordfriesland[23] zitiert; die Bedeutung dieser Quelle bewertet Eckermann folgendermaßen: „Schwerlich haben aber auch die Söhne dieses Visionärs erlebt, was der Vater vorahnend geschaut. Wohl wurden Pläne genug für eine Eindeichung in mehr oder minder ausgedehnter Weise gemacht, […] vorläufig beschränkte man sich aber auf eine Maaßregel, welche auch Feddersen in seinem Berichte vorgeschlagen hatte, nemlich auf die Verlegung der Schleusen bei der Ausmündung der Arlau.“

Und selbst Otto Fischer[24] hat die Schrift Feddersens nur durch die Zitate bei Eckermann zur Kenntnis genommen; er bewertet das Gutachten folgendermaßen: „Wesentlich ist der Hinweis, daß durch die Veränderungen der Wattströme und die dadurch veranlaßte Aufschlickung die Verhältnisse viel günstiger geworden seien.“

Erst 80 Jahre später wurde die Feddersens Vision Realität. Nachdem schon in den Jahren 1771/72 der nördliche Teil des Marschlandes vor Bredstedt eingedeicht und nach der Gemahlin des damaligen Königs Christian VI. von Dänemark „Sophie-Magdalenenkoog“ benannt worden war, schloss Jean Henri Graf Desmercieres in den Jahren 1765 bis 1767 die verbliebene Lücke mit einer 2,2 km langen Deichstrecke, so dass der nach seinem Erbauer benannte „Desmerciereskoog“ das Bredstedter Werk vorläufig vollendete.

 

Abb. 7: Der Desmerciereskoog fünf Jahre vor seiner Bedeichung (1760)

 

Harro Feddersen beginnt seine Darstellung mit einer Erzählung, nach der im Wattenmeer vor der Hattstedter Marsch Schätze vergraben sind, die sich alle 7 Jahre wieder sehen lassen; er benutzt die Sage als Bild- und Symbolkomplex, um den Wert des täglich bei Ebbe freigelegten potentiellen Acker- und Weidelandes zu veranschaulichen. Seine Darstellung der zeitgenössischen Situation des unbedeichten Vorlandes beruht auf eigener Erfahrung und genauer Beobachtung der Strömungsverhältnisse. Darüber hinaus ist er ortskundig und ein intimer Kenner der Sturmfluten seines Jahrhunderts. Er greift Erfahrungen auf, die er aus dem Mund von ortsansässigen Beobachtern gehört hatte und zieht zum Vergleich frühere Deichbauprojekte heran. Mit barockem Wortschwall schildert er die Möglichkeit, das Tief nördlich des Hattstedter Neuen Kooges zur Harmelfshallig hin zu überdeichen und danach 2200 Ruten Deiche bis Ockholm zu bauen. Seine Vision von einer neuen Stadt nimmt er als Sachwalter der Geschicke von Husum zugleich wieder zurück, erweist sich aber in allen Details sowohl als Kenner der Geschichte als auch als ein Fachmann in der Deichbautechnik seiner Zeit. Seine Vorschläge gründen in genauen Berechnungen der erforderlichen Materialien, des Arbeitsaufwandes und der Kosten; selbst grundlegende Vermessungen scheint er vorgenommen zu haben, und er stellt einen Zeitplan auf. Er betont mehrfach, wie sehr er von der Ausführbarkeit seiner Ideen überzeugt ist und versucht auch Bedenken zu zerstreuen, die erforderlichen Arbeiter könnten sich als unwillig oder ungeeignet für die Bauarbeiten erweisen. Er gibt Hinweise auf eine mögliche Finanzierung des Projekts und fordert sowohl eine angemessene Bezahlung der Arbeiter als auch Vorkehrungen, mögliche Revolten im Keim durch Soldaten ersticken zu lassen. Sehr detailliert fallen seine Hinweise zur Verlegung der beiden Arlauschleusen aus, die auch kurzer Zeit später ausgeführt wurde.

Im Folgenden wird das Gutachten Feddersens erstmals vollständig und wortgetreu nach der Handschrift wiedergegeben; der besseren Lesbarkeit wegen wurden die uneinheitliche Rechtschreibung und die rudimentäre Zeichensetzung den modernen Regeln angepasst.[25] Fehlende Wörter werden in spitzen Klammern eingefügt; die Zahlen in eckigen Klammern geben die Paginierung der Handschrift wieder.

 

Abb. 8: Manuskript von Harro Feddersen

 

Bericht und Bedenken[26] von dem so genannten Bredstedter Werk aufgesetzt von Harro Feddersen in Husum Anno 1685[27]

 

[141] Es ist ja von den vergrabenen Schätzen eine alte Sage, dass sie alle 7 Jahre einmal, oder wie es sonst heißt, zu gewisser Zeit, sich herfür tun, und sich sehen lassen. Was hier von <wahr> sei, davon stelle <ich> jetzt keine Frage auf, es kann aber mit gutem Grunde gemeldet werden, dass zwischen Ockholm[28] und Hatstedter Koog[29] ein befindlicher Schatz sich herfür tun, und zwar nicht alle 7 Jahre einmal, sondern alle 24 Stunden zweimal, so dass er sich öfter beinahe all ganz sehen lässt. Die Ursachen, warum demselben in nächst verwichenen Jahren nicht mit benötigtem Eifer nachgegraben worden, sind wohl insonderheit zwei. Eine, dass die benachbarte Bredstedter[30] und Hattstedter[31] Hardes-Eingesessenen[32], die baren Mittel, so dazu benötigt sind, nicht haben, und ob sie einst – weil ihre eigene Arbeit nicht reichen könnte, anderwärtig her möchten Kredit erhalten, so fehlt es ihnen doch an Einigkeit oder rechter Zusagen, an gleichgesinntem Trieb und Emsigkeit. Die andere Ursache ist diejenige, so mit zuträglichen Mitteln an entlegenen Orten gesegnet sind, werden abgeschreckt durch Meldung einer gar übermäßigen Summa Geldes, so vor 64 Jahren hierin soll vergeblich angewandt sein.[33] Zwar hat man sich nicht zu verwundern, dass jemand [142] der sich nicht herunter lassen will, durch umständlichen Bericht oder auch durch Augenschein sich hiervon informieren zu lassen, dass der es für ein infam und desperates Wesen achte, angesehen die Kosten, so gemeldet worden, königl<iche> Schätze sind. Allein wer mit mir den jetzigen Zustand des Werkes recht umständlich zu bemerken sich wird bequemt haben, derselbe wird nicht allein anfangs alsbald schließen, es müsse der obwaltende Gott durch unvermutete schwere Zufälle[34] das Werk gehindert haben, sonst wäre es unglaublich, dass so großes Geld vergeblich hätte können angewendet werden, sondern auch, wenn er weiter die Methode voriger Bedeichung recht überlegt, kann er nicht anderes schließen, als da des Ortes Gelegenheit nach, der Ausgang habe müssen so und habe nicht besser erfolgen können, als geschehen. Ja, wenn bei jetzigem bessern Zustande man es auf die vorige <Weise> wieder versuchte, dass es nicht anders als verloren Arbeit sein würde. Wann er dann auf den vorigen Zustand mit dem jetzigen vergleicht, wird er ebenfalls urteilen müssen, dass er nun mehr weit vorteilhaftiger anzugreifen sein als vormals. Diese beiden Punkte nämlich, der jetzige bessere Zustand und die benötigte bessere Methode, sollen hierein etwas mehr ans Licht gestellt werden. Von dem besseren Zustande erstlich zu melden, ist zu wissen, dass die Situation dieses Ortes anlangend, es sei – ein großer Einriche[35] zwischen Ockholm und Hattstedter Koog, wo inzwischen ein Hallig[36] liegen in die 100 Ruthen [143] vom Deiche, und allhier ist das famose Tief[37], hätte beinahe gesagt, gewesen; auf dem Hallig befinden sich noch 300 Ruten[38] Deich von der vorigen Bedeichung[39], guten Teils übrig von dem Hallig bis Ockholm sind, wie es in Anno 68 gemessen worden, 2200 Ruten, also dass vorgemeldete 300 Ruten hinzu getan, die ganze Länge des Deichs ungefähr 2500 Ruten sein würde! Und hiermit würden etlicher Köge Seedeiche teils als ganz und teils um ein Großes zu Mitteldeichen[40] gemacht werden. Mir liegt es im Gedächtnis und <ich> werde von andern darin bekräftigt, dass in Anno 68 Überschlag[41] gemacht worden <ist>, wodurch befunden <wurde>, dass die alten Deiche merklich mehr und zwar meines Behaltens 200 Ruten mehr ausmachen, als der neue, von dem großen Vorteil, um nicht viel zu melden, welche der neue Koog in Unterhaltung seiner Deiche hieraus haben kann, wenn diese alle nach Spadenlandesrecht[42] hier künftig auslassen. Von der Größe dieses Einriches ist auch ungefähr Überschlag gemacht und ist mir eingefallen[43], dass nach Addierung allen Linien in Winkeln eine Summe von 14000 Demat[44] herauskommen, es werde aber den Tara[45] anwegen[46] steigen, und sonst auch, dass man lieber weniger als zu viel setzen wollte, auf 200 Demat gemacht, und also das Land – wenigstens auf 12000 Demat gerechnet. <Ich> zweifle nicht, dass es sich so verhalte, aber um besserer Gewissheit könnte es auch nachgemessen werden. Von der Tiefe habe schon in meiner Kindheit vor mehr [144] als 40 Jahren gehöret, dass Hartigs[47] so ist einer gewesen, so vor alters von unterschiedenen Begebenheiten in diesen friesischen Grenzen soll gewahrsagt haben, unter anderem auch gemeldet, es solle rücklings von sich selbst zuschlicken, da die Erfüllung dessen die Alten zu der Zeit wünschten und hofften, es soll aber damals noch etliche Klafter[48] tief gewesen sein; wie denn lange hernach bei Ebbzeiten hierselbst Lastschiffe passieren gesehen haben. Nunmehr aber ist es so flach oder untief, dass an dem Königs-Tiefe (dies ist der Ort, da die Bedeichung nicht angehen wollen), da es auch jetzige Zeit noch am tiefsten ist und jetzt bei Ebbezeiten die Leute zu Fuße passieren können. Anno 68 ward es sorgfältig gemessen und da es an tiefsten nur 9 Fuß[49] sich befand, waren die Leute darüber sehr erblidet[50], um das, da es vor einigen Jahren bei Klaftern gemessen, es nun auf Füße gekommen war, dass aber die jetzt gemeldete Untiefe sich in Wahrheit also verhalte, bin ich neben vielen anderen ein augenscheinlicher Zeuge; denn weil ich es nicht glauben können, dass es so sei, wie mir mehrmals berichtet worden, bin den 11. August dieses 85sten Jahres neben anderen dahin gefahren, hatte daselbst ein Boot bestellt. Nachdem wir darin 20 und etliche Ruten fortgefahren, blieb es am Grunde fest; wir traten aus und gingen bei dem Boote her zurück nach dem Hort, meist bis an die Knie. Als wir bald heran waren, [145] ward es tiefer, worauf <ich> neben andern ins Boot trat; die Tiefe aber war kaum 3½ Fuß, nicht über ein½ Rute breit; es blieben aber zwei im Wasser und gingen bis ans Ufer hinüber, ein paar Steinwürfe südwärts von uns ab, da der Strom etwas breiter ist, gingen die Leute um Fisch zu angeln von einem Ufer zum andern hin und her, kaum über die Hälfte bis an die Knie im Wasser, der Bootsmann, so da auf dem Hallig wohnt, versichert, dass bei stillem Wetter es noch einen Fuß pflege niedriger zu sein; er sagte weiter, dass bei einem Ostwind es trocken laufen könnte, wenn nicht das frische Wasser wäre, so durch die Schleusen bei Ebbezeit allhier hindurch muss. Diesen Herbst um Michaelis[51] habe <ich> bei einem Ostwind einen Kerl gedingt, der in meiner Gegenwart ohne Boot das Tief nord- und südwärts hin und wieder durchwatete. Er brachte mir die Maße von dem Ort, da es am tiefsten war, nämlich nahe an dem [Wort fehlt], da es am tiefsten war als obenstehend 3½ Fuß und diesmal nur 2 Fuß sich befunden. Es ist bekannt, dass noch anno 58 hier beladene Böyers[52] passiert, und sich gar am Bredstedter Deich <an>gelegt, um ihre Waren allda zu löschen. An dem Ort aber, da solches geschehen, ist nunmehr auch bei ordinären[53] Flut-Zeiten kein Wasser, sondern ein grünes Feld zu sehen. Ja, es verwillkürte[54] sich ein alter Mann, so auf [146] dem Hallig wohnt, er wolle zur Ebbezeit auf trocken Pantoffeln von dannen nach Bredstedt wandern; und das ist ein Strich mitten durch dieses verhoffentliche Land. Zwar ist es nicht alles gleich hoch, sondern es erhöht sich alle Jahr noch advenant[55], da dann immer, je höher der Schlick wird, je weniger Wasser sie zur Flutzeit annimmt, und also geht auch so viel weniger durch das Tief hin und her; wodurch dann die Verhöhung des Grundes auch daselbst veranlasst wird. Ob <ich> nun wohl einen der Mitinteressenten abgeben möchte, die Wahrheit dieses Zustands genug sein möchte, unbekümmert wie solche Verhöhung etwa verursacht werde, doch <ich> erachte nicht undienlich zu sein, auch darnach anitzo[56] zu forschen.

Vor etlichen Jahren soll es mehr als einmal geschehen sein, dass im Vorjahr das Eis durch Sturm aus dem Südwesten sich dahin, woselbst als oben steht, sich nunmehr ein grünes Feld austut, häufig hingetrieben ist, so dass es, als Häuser und Hügel hoch dagelegen und endlich zerschmolzen ist. Selbiges hat frisch viel Schlamm und Schlick aus dem Grunde, wo es her gekommen, ausgehoben mitgeführt und da selbst gelassen; dieses wird in gemein als eine Ursache dabei angeführt. Es kann auch wohl eine Ursache mitgewesen sein, dass hernach sich nachgerade mehr und mehr Schlick darangesetzt hatte, wie dar vor Jahren in Eiderstedt[57] unweit Hölcker-Schantz[58] sich ungefähr zugetragen, dass ein Wrack von einem großen Schiffe sich da gesetzt, um welches herum sich von Zeit zu Zeit so viel Schlamm gesammelt hat, dass nunmehr [147] daselbst, wo ehemals Schiffe ihre Fahrt gehabt haben, dadurch ein großes Hallig zu sehen ist. Dennoch aber kann <ich> nicht dafür halten, dass dieses Orts allein hierdurch eine so große Veränderung entstanden sei, wohl aber dass, wo zur Beförderung oder vielmehr Beschleunigung dessen, was nach Länge der Zeit doch vor Natur wegen hätte erfolgen müssen, gedient haben. Angesehen, auch wohl in vorigen Zeiten so wohl daselbst als anderwärtig, sich ebener Gestalt das Eis gesetzt und dennoch dergleichen nicht ausgerichtet hat. Meinem geringfügigen Ermessen nach ist sonst eine Veränderung vorgegangen, wodurch der Zug des zu- und abfließenden Wassers eine andere Neigung bekommen und dadurch die Natur diesem Einwick[59] günstig geworden, und das Wasser, womit derselbe durch unser Tief beströmt worden, anderwärts großen Teils hingeleitet hat.

Dass vor 15 Jahren mir einmal sehr viel gesagt ward von einer unglaublichen Aufschlickung dieses Orts, erinnerte <ich> mich und gedachte demselben nach, was ich vor ungefähr 30 Jahren in meines seligen Vaters Hause, wo selbst ich damals noch in <der> Hattstedter Marsch daheim war, aus dem Gespräch alter Männer behalten und angemerkt hatte. Nämlich sie unterredeten sich von dem beschwerlichen Zustand ihrer Deiche; sie wandten also Schuld auf den durch dieses Tief nach Bredstedter Schlick auf- und ablaufenden oder respondierenden[60] Strom. <Ich> bediene mich [148] dieses Worts darum, weilen sie es mit einem diesem nicht unähnlichen friesischen Worte ausdrückten, indem sie es Vecksagiren[61] nennten, denn einer sagte, möchte dieses Vecksagiren einmal aufhören, alsdann könnte es gut werden. Hierauf antwortete meiner Mutter Bruder (und dieses ist warum ich dieses Gespräch anziehe): Ja, man kann nicht eben sagen, wie es sich noch einmal damit fügen könnte. Er nannte zwei Tiefe, das eine war das Buttergatt[62], das andere, das so westwärts davon gelegen, und sagte, die beiden Tiefe kommen immer näher und näher an einander; er wünschte dabei, dass diese einmal vollends in einander reißen möchten und visonierte[63] dazu, wie der spätliche[64] Strom als dann sich versetzen, und seinen Lauf westwärts abnehmen könnte. Als er hierbei die Distanz der Tiefen nannte, sagte ein anderer: Ei, man sollte zugehen und graben sie zusammen. Worauf dieser <erwiderte>: Ja, das wäre was weitläufig, und da es sich gleich tun ließe, würden doch die Brabander[65] es nicht gutheißen, weil es ihnen zum Präjudiz[66] gedeihen würde, in dem gewisse Orte, die ihnen in ihrer Octroy[67] zugestanden, dadurch würden beschädiget werden.

Dies und dergleichen Unterredungen kommen mir bei Meldung der Aufschlickung als vorgedacht zu Sinne, fragte <ich> nach, wie es sich mit der Zusammennäherung der beiden Tiefe verhielte, worauf <ich> Nachricht bekommen <habe>, dass die schon vor 3 oder 4 Jahren damals zusammengerissen wären, davon ein harter Strom bei der Strandinger Mohr[68] [149] auf- und abfließe. Hierzu kam, dass ich ungefähr mit einem, der auf Südfall[69] <ge>bürtig (Ist eine kleine Insel Zwischen Pellworm[70] und Brabander Koge[71], von dem Zustande dieses Ortes in Unterredung kam, der berichtete, dass vor einigen Jahren zwischen Südfall und Pellworm in der hohen Schlick, männigmal[72] Stücke als große Häuser hineinstürzten und dieses Tief scheide bei der Mohre[73] her und habe bei Südfall seinen Auslauf südwärts in den Hewerstrom[74].

Wann nun diese Veränderung und Aufschlickung zu einer Zeit sich begeben und sich zu begeben angefangen haben, habe <ich> solchem allen noch bei mir festgestellt, dass dieses und nichts anders die rechte Ursache sei und dass oben besagter Alter mit seinem damaligen Vermuten eingetroffen habe, worin auch dieser Tage bekräftigt wird, dadurch als der alte Mann auf dem Hallig berichtete, es sei das Buttergatt (dieses ist ein großes Tief recht an der Weste-Ecke dieses Hallig) auch auf die Hälfte nicht so groß und tief als es vor Jahren gewesen, welches noch vor diesen von niemand nicht gehöret hatte.

Aus diesem Berichten erhellet zur Genüge, dass der Zustand nunmehr weit vorteilhafter, auch das so aufgeschlickte Land weit besser sei, als es bei voriger Bedeichung werden können. Ehe und bevor von der Bedeichung gemeldet wird, ist noch zu wissen, dass durch dieses Tief einige Schleusen auswässern, um welcher willen es bisher hat müssen unterlassen werden, der Natur die Hälfte mit Erd- [150]Stückwerk, Verzeunungen[75] und dergleichen zu leisten, wodurch das Tief gar seinen Namen auch verlieren und zu einem ebenen Schlick gedeihen könnte. Angenommen Endstücke nur treibenden Moores hier von ungefähr sich festgesetzt und beschlickt sind; es kann aber solches nicht vorgenommen werden, ehe und bevor diese Schleusen verstopft und das frische Wasser anderwärts hingeleitet werden[76]. Den unverhofften Fall gesetzt, dass in Kürze in nächst folgenden Jahren keine Bedeichung vorgenommen werden sollte, wäre dennoch höchst notwendig, dass diese Ableitung je eher je besser vor sich ginge, um dadurch das Tief, als vorgesagt, aufzuheben, und es wenig mehr zu considerieren[77], als auf ebenen Schlick einen Deich zu setzen. Zu dieser Abteilung ist der Zustand dieses Orts sehr bequem und geschickt, indem durch Einlegung einer wohl conditionierten[78] Schleuse und Ausgrabung nur an die 180 Ruten Wasserleitung dieses frische Wasser innerhalb <des> Deichs in den Hattstedter Koog <an> dem Königshout[79] vorbei südwärts könnte abgeführt werden. Es wären zwar diese keine geringen Unkosten, aber doch in Vergleichung des großen Vorteils, so damit könnte geschaffen werden, sind sie gering und wenig zu achten. Wenn man so an dem Orte steht und gegenwärtig die hierzu bequeme Gelegenheit, den überaus großen Nutzen, und die dagegen zu rechnen gar geringen Kosten betrachtet, ist es eben, als wenn die Natur dazu winkt und lockt; ja mir ist es wohl ehemals vorgekommen, als wenn sie schreit und schilt, um dass Menschen-Kinder ihre angeboten Güter und Gaben nicht bemerken und sich zunutze machen wollen. <Ich> zweifle nicht, wenn die hohe Herrschaft[80] und dieselben nächst an der Seite stehenden hohe Minister [151] vor diesem hiervon recht wäre berichtet worden, es würde selbige durch Beifall und Zuraten dieser resoviert[81] haben zu oben gedachter Schleuse, und Wasser-Lösung den Vorschub zu tun. Sie könnte es hiernächst von denen, so sich alsdann um eine Octroy zu Bedeichung des Orts gleichsam dringen und stoßen würden, mit guter Manier gedoppelter, wo nicht mehrfältig wiedernehmen und eine solche bewerkstellige Resolution und hohe Vorsorge würde die Leute allhier zu großer Freude ermuntern, als die da insgeheim von dem auf dem Hallig-hinüber-Deichen zu schwatzen pflegen <einige> sogar, dass, wenn einer etlicher anderer Gespräch erraten will, dieser spricht: Ich denke, ihr sitzt und deicht so was über auf dem Hallig bei dem Ofen, nämlich als Leute, deren Macht so wenig bei Sommer- als Winterzeiten dazu reichen könne. Dieses sei gesagt auf den Fall, wenn es mit der Bedeichung noch 2-3 oder mehr Jahren Anstand haben sollte oder auch, wenn beschlossen würde, das Tief nächsten Sommer erst zu schlagen und das übrige Werk ein paar Jahr oder mehr anzusehen. Welches Letzte nach meinem Bedenken noch der beste Rat wäre, in summa, dass, sofern das ganze Werk in einem Jahr zu wollen führen vorgenommen wird, ist besagte Ableitung des frischen Wassers nicht nötig, wo aber nicht, so wäre es erbärmlich und ein bejammerliches[82] Unrecht und Versäumnis, wenn es unterlassen würde. Gestalt die Natur durch Verhinderung des frischen Wassers mit der Aufschlickung es nicht weiter bringen kann, und derselben benötigte Hilfe zu leisten, verhindert die Angelegenheit der Alten Köge. Mir ist vor diesem beigefallen, ob <es> auch zu Facilitierung[83] dieser [152] Abteilung und Ersparung der Unkosten ratsamer sei, eine von den alten Schleusen aufzuheben und hierher zu verlegen, befinde aber solches untauglich zu sein aus 2 Ursachen: 1. Erstlich, wenn die Unkosten, einen Kajedeich[84] zu machen, da Holz auszugraben und was davon zerbrochen wird und veraltet ist auszubessern, zusammen gerechnet werden, die kommen bis an die Hälfte Kosten, was eine Neue kosten möchte, und ist dann doch nur eine alte Schleuse und gleichsam ein gewandtes Kleid. 2. Was noch mehr ist, diese Ableitung ist nicht länger nötig, als bis die Bedeichung vollends durch Gottes Hilfe zum Stande gebracht. Ja, das Interesse des neuen Koges erfahren[85], dass die alten Schleusen alsdann wieder eröffnet werden, vielen es sonst schwer fallen möchte, mit dem Wasser allein, so im Koge herabfällt, nur Wasserlösung zu erhalten, bin <ich> der gänzlichen Meinung, dass ohne Hilfe dieser Schleusen das Aufschlicken nicht alleine disputieren[86] sondern gar verhindern würde, und solches ist bei Marschländern wie bekannt ein schwere Kummer, wie an dem Gottes Koge im Tundrischen[87] zu ersehen; ja, durch Eröffnung der alten Schleusen kann nicht allein gut Wasserlösung behauptet, sondern sonst noch mehr Vorteil geschaffen werden.

Als ich vor einiger Zeit in dieser meiner fremden Sorge continuierte[88] und einen bequemen Ort aussinnen wollte, wie nahe oder wie ferne die Schleuse und die Wasserlösung an den Hallig kommen sollte, fielen mir sonderliche Speculationes[89] bei und ward [153] darüber in meinen Gedanken so ergötzet, als ob ich einen guten Profit für mich ersonnen und schon in Händen hätte, indem ich betrachtete, wie allhier gewissermaßen ein sicherer Hafen könnte für alle Winde angelegt, die Tiefe des Stroms durch die alte Schleuse unterhalten, und dadurch die Waren, so allhier übrig und nötig sein würden, so füglich möchten ein- und ausgeschifft werden <Ich> gedachte, es könnte hier nachgerade eine kleine Neustadt angelegt werden, bis ich mich besann, ob hierin auch wider die Pflicht, womit <ich> der Stadt Husum verwandt[90] bin, gehandelt würde, und ließ darauf den in Gedanken schon ziemlich avancirenden[91] Anbau für das Mal fahren und anstehen.

Wann nun hiernächst von Bewerkstelligung der Bedeichung und bei welchem Ende es anzufangen sei in Beratschlagung kommt, so ist dieses die rechte Hauptfrage, ob das gesamte Werk, nämlich das Tief und auch die 2200 Ruten zugleich sollen angegriffen werden, oder ob zuerst und allein das Tief müsse behauptet und hernach erst das übrige, es sei im selbigen oder in folgenden Jahren, müsse vor die Hand genommen werden. Hiervon ist meine geringfügige und unvorgreifliche Meinung diese:

Die Schlagung oder Verstopfung des Tiefs muss allerdings das erste sein, und ehe man sich dessen genug versichert hat, muss sozusagen keine Spaten angesetzt werden an dem übrigen. Es sei [154] denn, dass man auf ein blindes Glück und Eventur[92] es hinwagen wollte. Ja könnte einer versichern, dass in 6 oder 7 Wochen eine beständige Stille oder mit in nichts anders als ein östlicher Wind sein würde, so wäre es eine Sache; aber wo ist der Mann, der das tun kann. Zwar trägt es sich im Vorjahr bisweilen wohl so zu, aber es wäre gar zu hoch gewagt und da es missriete, wäre das Labet[93] gar zu groß, denn ich setze den Fall, dass, wenn die 2200 Ruten von der Hallig bis Ockholm mit einem Kajedeiche, wie geschehen müsse, auf 6 Fuß hoch eingefasst wären, man wäre auch zu Werk, das Tief zu schlagen, man machte ziemlich fort an beiden Orten und eben nun sollte es angehen, und siehe, es erhebe sich inzwischen nur ein mittelmäßiger westlicher Wind, wogegen doch der Kajedeichung bestand wäre, indem das Wasser etwa nur 4 Fuß hoch denselben berührte, was würde alsdann in der Enge des Tiefes ein Ungestüm entstehen, wenn durch diese gemachte Enge so viel Wasser als 12000 Demat nur 4 Fuß hoch zu sich nehmen könnten, täglich zweimal ganze 6 Stunden herein und so viel wieder hinaus stürzte. Es müsste notwendig ein unermesslicher Schlund und Abgrund erfolgen, da im Gegenteil, wenn jener Platz offen, kann das Wasser in oben geregter Maße auf 4 Fuß hoch und sonst bei ordinärer Flutzeit auf ein oder anderthalb Fuß zu hoch, wie es jetzt täglich tut, daselbst auf- und ablaufen, und ist in der Enge kein stärkerer Fall als dort, da das Wasser eben gleich nach advenant[94] seine Passage hat, bis der hohe Schlick sich herfür tut, und dann hat die Enge [155] nur zu tun mit dem Wasser, so in dem Tief und auf dem niedrigen Schlick ist, und das wird kaum den zehnten Teil ausmachen gegen die Gewalten 4 Fuß. Ja, das niedrige <Wasser> kann lange nicht die Gewalt und Force[95] verüben, als das um so viel Höhere tun kann. Getraue <ich mir> gänzlich, dass mir niemand Arithmetie[96] werde unrecht geben können in dem, dass das in <dem> Tief und auf dem niedrigen Schlick Verbleibende den zehnten Teil ausmacht gegen das über das ganze Land 4 Fuß hoch stehende Wasser. Hier nächst mache man auch Geometrie[97] einen Überschlag, auf wie viele Teile ein jeder dieses 9/10 Teil wegen seiner Höhe und also stärkeren und schwereren Herabstürzung gegen das andere um so viel und in dem Tiefe noch mehr niedriger und also auch ohnmächtiger zu achten sei. Halte, dass es werde eine Proportion heraus kommen, die mancher sich zuvor nicht eben hat einbilden können, und dass die Nicht-Bemerkung dieser dem Ansehen nach bei vielen <Leuten> geringschätzigen Erinnerung vor alters zu großen Unart Ursache gewesen sei. Ich tue einen Schlumpschlag[98] und sage, dass es nach beiderlei Art gerechnet auf 20 Teile hinaus komme, nämlich, dass das besagte niedrige nur der 20ste Teil sei, oder dass, wenn die 2200 Ruten Kajedeich fertig, es 20mal enger sei, das Tief zu gewinnen als sonst. Widerspricht einer und sagt, dass es könne nicht höher als auf 10 oder 6 hinauskommen, wohlan, ich gebe es zu, insoweit es die Beratschlagung betrifft, ob das Tief erst alleine oder das gesamte Werk zugleich anzugreifen sei, damit sonst genug eines anderen Facit[99] versichert halte, denn das Tief, bei dem als gesagt, [156] niedrigen Wasser zu schlagen, dazu wird freilich große Sorgfalt gehören, und wenn es recht gelten soll, wird wohl kaum etwas für ein Übermäßiges und Unnötiges geachtet werden, wenn alle Arbeiter, die nur Platz haben, beizukommen, ihren besten Fleiß anwenden, so dass es ein Großes sein würde, wenn es gedoppelt schwerer wäre; wenn es aber schmaler geriete, da wäre es schon zu viel und unmöglich, und wäre also gleich viel, ob die Proportion auf 6, 10 oder 20 hinauskäme, denn zu viel ist zu viel.

<Ich> sage also nochmals fest und beständig und setze ein N.B.[100] hierbei, dass, wenn beides zugleich angefangen würde, und ein solcher Casus[101] ein größerer oder auch wohl etwas geringer Maße sich zutrüge, wie kein Vernünftiger leugnen kann, dass es gar vermutlich sei, so wäre es alles umsonst, alles müsste quittiert[102] werden, was an dem anderen Deiche angewandt, ja das nicht alleine, sondern es wäre auch alsdann die Stelle, da der Deich vorteilhaftigst stehen kann, so zugerichtet, dass sie viele Jahre untauglich dazu bleiben würde.

Diese ist so wahrhaftig, dass niemand mit Bestand dawider kann. Zwar, wer nicht aus Liebe zur Wahrheit, sondern nur animo contradicendi[103] sich hernach machen wollte, könnte freilich viel auf die Bahn bringen und es machen, wie es an Enden und Orten daher geht, da man leider nur meist seine erwählten Thesen defendiert[104] und es sich um die Wahrheit gleich viel sein lässt. Genug, wenn einer seinem Gegenteil nur nicht das letzte Wort gelassen hat. Wir wollen [157] aber weiter gehen, und, was die Erfahrung dazu sagt, vernehmen. Bei dem Simonsberger Werk[105] wollte man auch den Deich auf die Ebene erst anlegen, mit dem Tief würde es eben große Mühe nicht haben. Aber sie wurden mit großem Verluste gewitzigte[106], die Arbeit auf der Ebene fahren zu lassen. Da sie das taten und das Tief erst schlugen, da kriegte es mit dem anderen auch bald eine Richtigkeit. Hätten sie es in ersten Jahre so angefangen, wären viele Kosten und Arbeit nachgeblieben. Was auch die Erfahrung von eben diesem Orte zeigt, ist so merkwürdig und handgreiflich, dass ich nicht ersinnen kann, woher es immer hat geschehen können, dass sich die Simonsberger, die dessen nicht nur wissend geworden sind, dieses nicht haben zu Nutze gemacht und es sich haben zu einer Warnung dienen lassen. <Ich> sage nochmals, dieses ist so merkwürdig, dass man billig, allwo man jemals künftig Eindeichungen vorgenommen werden, sollte aus Liebe, die ein Mensch dem andern schuldig zu erweisen ist, diese daselbst zur Warnung publicieren[107] lassen. Und was würde es sein, wenn man eben an diesem Orte wiederum an denselben Stein wie vorher anstoßen wollte? Man hat nämlich vor 64 Jahren von dem Hallig bis aufs feste Land einen Kajedeich all ganz und guten Teils einen Seedeich schon fertig gehabt, wie die Spur-Zeichen daselbst immer noch genug zu sehen sind[108], und hat damit alles Wasser, womit dieser ganze großer, und damals noch viel niedrigere Distrikt tages zweimalen an- und abgewässert worden, auf das enge Tief hingeleitet mit einer solchen [158] von Natur wegen unausbleiblichen Succes[109] , dass bis dato niemand die Hand wiederum ans Werk legen dürfen, dann die wohl Mut und Mittel dazu hätten, wenn sie hiervon hören und es betrachten, empfinden auch noch nach so langer Zeit einen Schauder darob und lassen es darüber anstehen.

Zwar kann man ja nicht sagen, dass es damals aus lauter Unbedachtsamkeit also angefangen sei, indem es sogar eine handgreifliche Untunlichkeit[110] gewesen, sodass außer allem Zweifel ein solches mit gutem Gründen wird widerraten sein. Es scheint aber, dass man sich gar zu sehr auf den großen Geldvorrat verlassen und mit großer Macht unmögliche Dinge auszurichten versuchet habe; gleichwie jemand, der eine große Feuersbrunst zu löschen sich groß bemühet und zwar ein Liquidum[111] aber Öl hinein gösse, nichts Heilsames damit ausrichtete, ebenso wie ein großes Wasser vordämmen wollte, und verstopfte vorher die Ausgänge, wodurch er dessen, will nur sagen, die Hälfte sonst nass werden könnte, handelte der nicht unbedachtsam und demnach verwegen, ja auch wenn er durch selbst aufgebürdete gedoppelte Arbeit die Dämmung ausrichtete, wie wenn dadurch des Wassers so viel würde, dass keine menschliche Hülfe dawider bestanden wäre. In Künsten und Arbeiten reizt man ja die Natur ohne Not nicht wider sich, sondern nimmt so viel immer tunlich ist, zu Hülfe, soll anders ein Werk mit leichter Mühe zum guten [159] Ende gedeihen. Wenn nun dieses alles noch festgestellt wäre, mit dem Tief vorerst allein zu schaffen, müsste dazu zeitig guter Vorrat an allerhand dazu benötigen Materialien angesammelt werden. Es müsste früh im Vorjahr die Ausdämmung mit Wegen von beiden Seiten geschehen und mit Strohdach[112] seitwärts wohl verwahrt werden. Es müsste zugleich eine gute Anzahl von Schuten[113] da sein, die mit Grassoden angefüllt, im Tief auslösten und die sonderlich, wenn die Schlagung des Tiefs nun recht angehen sollte, sich auf beiden Seiten voll beladen passieren könnten. Und alsdann ist zugleich mit Hineinlassung der großen und kleinen Waldungen oder Faschinen[114] sowohl das die Werg-Erde[115] von beiden Enden die Ausfüllung des Tiefs verrichten helfen etc.

<Ich> Kann nicht umhin, hierbei zu melden, in was Worte einmal ein deichverständiger Friese herausbrach, als er die Tunlichkeit dieses Werks recht versichern wollte, wiewohl es damals noch lange nicht in so gutem Stande war als nunmehr. Er sagte: Wann es so und so angefangen wird, will <ich> noch verwillküren[116], wo es denn nicht angehet, mag man auf dem Hallig einen Galgen setzen und mich daran henken lassen. Ob nun wohl dieses verwegen Reden scheinen, auch wohl sind, so entschuldige ich sie doch in meinem Gedanken dermaßen, als ich den Mann gekannt, dass er kein Schwätzer oder Phantast war. Er wusste seine so festgestellte Konfidenz[117] nicht anders, als in einer solchen hyperbolischen[118] Redensart auszudrücken. Doch ohne Gottes Segen kann man sich eines guten Successes[119] nicht versichert halten, und wiederum auch muss man sich zu Gott eben nicht das Ärgste versehen. Meinerseits habe <ich> die Hoffnung und das Vertrauen zu Gott, er werde so vieler Menschen Wunsch und Hoffnung ja mit unserer [160] Voreltern und Väter Sehnen und Verlangen dermal einst in Gnaden ansehen und dieses Werk wohl gedeihen lassen,

Amen.

 

Wenn es dennoch so frühzeitig wäre, dass man sich mit dem andern Werk noch selbiges Jahr auch fertig zu werden getraute und man die Patiens[120] nicht hätte, das übrige eine Zeitlang anstehen zu lassen, wäre es, wenn es glücken wollte, freilich eine herrliche Sache. Dazu müsste ein großer Vorrat an Karren und Planken bei der Hand sein. Dieses nun ist das Schwerste, weil die Arbeiter durch öffentlichen Anschlag weit und breit her müssten invitieret[121] werden, ob sich ein solches auf ein ungewisses und mit Beding[122] tun ließe. Unterdessen lockt und treibt zur Fortsetzung mit an der jetzigen Wohlwachs der Feldfrüchte und die dadurch gottlob erhaltene wohlfeile Zeit. Ein Koyer[123] machet Facit[124], wie viel er über Essen und Trinken frei haben kann, ist also die Wohlfeilheit zu der Werkherren[125] besten.

Noch ist zu wissen, gleichwie dargetan, dass der Zustand des Tiefes weit bequemer als in vorigen Zeiten sei; ist das getan worden, dass bei dem übrigen Werke durch zwar Vorteile gegen vorige Zeit gerechnet, wie wohl nicht so confiderabel[126] zu bemerken seien.

Erstlich sind auf dem Hallig 300 Ruten <Deiche>, die in völligen Stand zu bringen, nur ein weniges kosten werden. Doch ist das nur ein Geringes und dagegen kaum zu melden, dass der Fuß von dem alten Deiche in dem Schlick noch vorhanden ist. Bei dem Hattstedter Neuen Kooge hat sich ehemals zugetragen, wie von denen, [161] die mit daran interessieret und dabei gewesen sind, mir berichtet worden, dass auf einem gewissen Striche der Grund unterkötig[127], oder sumpfig gewesen, welches die Leute nicht gewusst, ehe sie zuletzt, als es geschehen, da der Deich seine Höhe schon hatte, sich zu beiden Seiten in die Höhe gehoben, und meist fertig war, dass sie an einem Morgen von Ferne keinen Deich sahen, bis sie näher hinzukamen und erfuhren, dass anstatt des einen drei niedrige Deiche bei einander standen. Nämlich der rechte Deich war in der Nacht gesunken und das Sumpfige hatte sich zu beiden Seiten in die Höhe gehoben. Bei dem Brabander Deiche im Nordstrande[128] ist der Deich auch auf grünem Felde zu vieler Verwunderung gesunken. Ein solches aber hätte man allhier nicht zu besorgen.

Der andere Vorteil ist dieser: Damals ist alles unter Aufsehers bei Taglohn gemacht worden, oder wo Baasen[129] gewesen sind, die haben es doch bei Taglohn machen lassen, Wenn es nun auch möglich, dass ein Aufseher oder Baase das mannigfaltige Faulenzen und Tagedieben hat verhindern können, so hat es notwendig müssen hoch hinaus laufen, ehe ein fertiger Deich dagewesen, zudem, dass es schläfrigen und langsamen Fortgang gehabt. Nunmehr aber nehmen die Baasen bei 100 und bei 50 Ruten den Deich an und wissen nach bedungener Breite und Höhe, wie viel Pütten[130] oder viereckige Ruten Erde dazu müssen. Sie haben ihre Unterbaasen und Pütternwerker und verdingten denen die Pütten um ein gewisses Geld, wer alsdann viel arbeitet, hat auch danach Geld zu haben; kein Faulenzen hat hier statt.      Diese Unart [162] aber läuft insgemein dabei für, dass die Koyers bisweilen durch heimlich Verständnis mit den Baasen, auch wohl ohne deren Willen Lavey[131] machen; so nennen sie es, wenn ihnen nicht genügt an dem Verding[132]. Sie nehmen alsdann nicht Abschied und gehen davon, sondern sie bleiben und wollen doch nicht arbeiten; ja sie drohen denjenigen, der sich untersteht zu arbeiten, mit Hacken zu zerreißen, wodurch es ihnen öfter gelingt, dass die Werkherren gezwungen werden, ein Namhaftes über den Verding nachzulegen, wo sie wollen, daß die Arbeiter nicht gar sollen liegen bleiben.[133] Da ist notwendig, daß bei Zeiten eine gute Anzahl Soldaten bei der Hand sei, die ihnen diese und andere ihrer Unarten mit brennender Lunte[134] widerraten. Das ist nicht undienlich, wenn die Werkherren selbst bemerkten, dass die Leute zu dergleichen Aufstande oder nur Unwillen redliche Ursache hätten, indem geschehen kann, daß die Verdingung unbillig[135] ist, daß sie alsdann aus freiem Willen durchgehends beim ganzen Werk auf jede Rute, oder, welches noch besser ist, auf jede Pütte etwas zulegten und dadurch dieser Art Leute zu Arbeit mutig machten. Aber ich gehe zu weit, indem dieses und dergleichen, wo nur die Prudenz[136] Meister ist, genug von selbst nachgerade sich fügt, und es also dieser meiner Erinnerung nicht bedurft hätte. Bei Konzipierung dieses hatte ich schon einen Überschlag gemacht und ein fast speziale[137] Rechnung formiert, wie hoch jedes Demat etwa zu bedeichen anlaufen möchte, welche dahin ausfiel, daß künftig, wenn das Land erst recht zum Stande, die Frucht davon in zwei [163] Jahren das Kapital der Deichkosten wieder liefern könnte. Weil ich über diese Rechnung lange nicht für so gewiss, als jene davorn, da von der Menge und Gewalt des hohen Wassers gemeldet worden, ausgeben können, habe selbige als die für eine aus Fürwitz und ohne Wirt gemachte Rechnung könnte angesehen werden, nicht ans Licht stellen dürfen. Denn ich gestehe, obwohl meines Erachtens alles nach dem höchsten Preis angeschlagen, sodass bei glücklichem Succes nie so viel dazu nötig, dass doch wegen Ungewißheit künftiger Zufälle kein gewisses Facit zu machen sei; den unverhofften Fall gesetzt, wenn bei der heißesten und emsigsten Arbeit der Kajedeich durch unzeitigen Sturm eingerissen würde, ein solches würde das Facit hässlich vergrößern, ja, was soll man sagen, wenn ein so unartiger Sommer angetroffen würde als es dieses Jahr bis Bartholomei[138] gewesen. Wie denn dieser nur dergleichen Unglücksfälle, die Gott in Gnaden verhüten wolle, man sich allerdings kann versichert achten.

Schließend kann <ich> nicht ungemeldet lassen, was in vorigen Zeiten einen glaubwürdigen und noch dieses Ortes wohlbenannten Mann allhier begegnet ist, als derselbe bei später Herbstzeit in dem Hattstedter Kooge nach dem Deiche, welcher an diesem unseren neuen Kooge grenzt, fortgeht und wie als er hernach berichtet hat, wegen des gar schlechten Zustandes der Deiche sehr betrübt, insonderheit für die Nachkommen, bekümmert ist, und in der Einsamkeit zu Gott herzlich seufzt und betet, er wolle denen selben diese Gegend doch bewahren helfen und nicht zugeben, dass durch Wegreißung [163] aller Deiche, eine saltze[139] See daraus werde, indem hört er außerhalb <des> Deichs ein Rind brummeln, wiewohl nun um die Jahreszeit kein Vieh im Felde sonst zu sehen oder zu hören war, gedenkt er zwar Wunder, kehrt sich aber nach nichts sonders daran, sondern geht in seinen Gedanken dem Deiche zu. Als er da nun hinaufkommt, erblickt er ein grünes Feld mit Häusern, Vieh und dergleichen gestaltet, als zur besten Sommerzeit ein gutes Marschland je sein kann, indem er nun nicht weiß, wie ihm geschieht, und recht genau zusehen will, da verschwindet es und ist nichts anders als Schlick, wie noch daselbst zu sehen. Er könnte dieses nicht anders annehmen als eine auf sein tiefes Anliegen von hoher Hand gegebene Versicherung, dass der Hattstedter Koog werde beibehalten und durch Bedeichung der benachbarten Gegend in gewünschte Sicherheit gesetzt werden, worin der Mann sich so versichert hielte, dass nichts darüber <ging>. Er hatte zwar Hoffnung, es selbst zu erleben, als aber seine Zeit bei hohem Alter beinahe verflossen war, gratulierte er seine Söhne darob, dass sie solche angenehme Zeit erleben würden, welche denn, wenn sie sowohl hiermit als sonst womit zur Beförderung dessen continuieren[140] könnten, ihren besten Fleiß und ganzes Vermögen anzuwenden, ihr höchstes zeitliches Vermögen würden sein lassen.

 

Des Herren Wille geschehe!

 

 

 

Anmerkungen

[1] Der Schimmelreiter. Novelle von Theodor Storm, Berlin 1888. Hier zitiert nach: Theodor Storm. Sämtliche Werke, hg. von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier, Bd. 3, Frankfurt am Main 1988, S. 634-756.

[2] Gerd Eversberg: Der echte Schimmelreiter. So (er)fand Storm seinen Hauke Haien. Heide 2010.

[3] Christian Hinrich Eckermann wurde 1833 in Elmshorn geboren, besuchte die Volksschule und absolvierte eine praktische Ausbildung zum Landmesser. 1887 arbeitete er an Deich- und Stromvermessungen in Norderdithmarschen und leitete anschließend den Bau eines Sommerdeichs vor dem Hedwigskoog. Von 1858 bis 1860 studierte er am Polytechnikum in München und arbeitete anschließend als Ingenieur im Deich- und Wasserbauwesen wieder in Norderdithmarschen. 1871 erhielt er den Titel Bauinspektor, 1872 wurde ihm der Bau des Kaiser Wilhelm-Kooges in Süderdithmarschen übertragen. 1876 wechselte er aus dem preußischen Staatsdienst in die Provinzialverwaltung und war als Wegebauinspektor für die Kreise Norderdithmarschen, Eiderstedt, Husum, Tondern und die Landschaft Stapelholm zuständig. Nach Dieter Lohmeier: Christian Eckermann. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 9 (1991).

[4] Feddersen stammte nach eigenen Angaben aus der Hattstedter Marsch und wurde am 23.11.1664 als Ausschuss-Mann des Husumer Rats vereidigt; seit 1672 war er Consul, dann Bürgermeister. (Nach J[ohannes] Laß: Fortsezung der Samlung einiger Husumischen Nachrichten, welche de Anno 1701. biß 1750. Junii inclusiue, aus vielen Nachrichten zusammengetragen, [...]. Flensburg, gedruckt durch C. F. Holwein 1750, S. 0; dort falsches Sterbedatum 1680!) Er starb 1692 (Glockenregister der evang.-luth. Kirchengemeinde zu Husum).

[5] Details bei Otto Fischer: Landgewinnung und Landerhaltung in Schleswig-Holstein. Berlin 1955. (Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Dritter Teil: Das Festland. Band 2: Nordfriesland), Kapitel 10: Bemühungen um das Bredstedter Werk. 1619/1722, S. 203-231. Eine Übersicht bietet Dirk Meier u.a.: Der Küstenatlas. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer in Vergangenheit und Gegenwart. Heide 2013. Eine ältere Darstellung bei Christian Petersen: Das Bredstedetr Werk, ein Abschnitt aus dem Kampf der Nordfriesen mit dem Meer. In: Jahrbuch des Nordfriesischen Vereins für Heimatkunde und Heimatliebe. Husum 1925, S. 89-105.

[6] Bericht und Bedencken von dem so genanten Brehtsteder Werck auffgesetzet von Harro Feddersen in Husum Anno 1685. Landesarchiv Schleswig-Holstein; vergl. Anm. 27).

[7] Johannes Mejer: Landtcarte von Nordgoesharde, Ambt Husum, Lundenberg undt dem Nortstrande. In: Caspar Danckwerth/ Johannes Mejer: Newe Landesbeschreibung der Zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein. [...] Schleswig 1652. In: Fischer 1955 (Anm. 5), Tafel 48 (Ausschnitt)

[8] Die königliche Rentkammer in Kopenhagen schlug in ihrer Stellungnahme zu den Plänen im Juni 1690 vor, einen Hafen in Bredstedt anzulegen, um Husum Konkurrenz zu machen, das zum Fürstlich-Gottorfschen Herrschaftsbereich gehörte. Vergl. Fischer 1955 (Anm. 5), S. 224.

[9] Johann Friedrich Hansens vollständigere Staatsbeschreibung des Herzogthums Schleswig. Flensburg 1770; Georg Hanssen: Ueber das Landgemeindewesen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. In: Volksbuch für das Jahr 1845, hg. von K. L. Biernatzki. Kiel 1844, S. 133-166; K[nut] J[ungbohn] Clement: Die Lebens- und Leidensgeschichte der Frisen, insbesondere der Frisen nördlich von der Elbe. Kiel 1845; J[ohann] G[eorg] Kohl: Die Marschen und Inseln der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Nebst vergleichenden Bemerkungen über die Küstenländer, die zwischen Belgien und Jütland liegen. 3 Bde. Erster Band, Dresden und Leipzig 1846; Theodor Mügge: Streifzüge in Schleswig-Holstein und im Norden der Elbe. Erster Theil. Frankfurt am Main 1846. S. 289-299; Friedrich Feddersen: Beschreibung der Landschaft Eiderstedt. Altona o. J. [1853]; C[hristian] P[eter] Hansen: Das Schleswig’sche Wattenmeer und die friesischen Inseln. Glogau (1865); Chr[istian] Johansen: Halligenbuch. Eine untergehende Inselwelt. Schleswig 1866.

[10] Die Hattstedter Marsch umfasst das Gebiet nordwestlich des Dorfes Hattstedt bis zur Arlau; die Gemeinde heißt heute Hattstedtermarsch; (vergl. Chronik der Hattstedtermarsch. Bredstedt 1985).

[11] Vergl. Robert Stadelmann: Meer – Deiche – Land. Küstenschutz und Landgewinnung an der deutschen Nordseeküste. Neumünster 1981.

[12] Joh[ann] Nikol[ai] Tetens: Ueber den eingedeichten Zustand der Marschländer, und die demselben anklebende Gefahr vor Ueberschwemmungen, – eine Vorlesung, gehalten in der Versamlung der schleswig-holsteinischen patriotischen Gesellschaft den 31sten Oktober 1787. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte 1787, Heft 6, S. 641-665; Johann Nicolai Tetens: Bemerkungen über die einländischen Marschen über das Eigene ihrer verschiedenen Bezirke und den Charakter ihrer Bewohner. In: Schleswig-Holsteinische Provinzial-Berichte, 1788, H. 6, S. 350-376; Johann Nicolai Tetens: Reisen in die Marschländer an der Nordsee zur Beobachtung des Deichbaus in Briefen. Erster Band. Leipzig 1788. Zu Tetens vergl. Holm Tetens: Der Eiderstedter Philosoph Johann Nicolaus Tetens. In: Nordfriesisches Jahrbuch 44 (2009), S. 19-32.

[13] Allgemeines Deich-Reglement für die sämmtlichen Marschcommünen, adlichen Marschgüter und octroyirten Koege in den Herzogthümern Schleswig und Holstein 1803, § 9. Vergl. Chronologische Sammlung der im Jahr 1803ff. ergangenen Verordnungen und Verfügungen für die Herzogthümer Schleswig und Holstein. Kiel 1826-1849, S. 17-39 (Deichreglement 1803).

[14] Christian Eckermann: Zur Geschichte der Eindeichungen in Norderdithmarschen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte, Bd. 12, Kiel 1882, S. 1-72.

[15] Christian Eckermann: Die Eindeichungen von Husum bis Hoyer. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte, Bd. 21, Kiel 1891, S. 187–234.

[16] Vergl. Albert Panten: Die Nordfriesen im Mittelalter. Geschichte Nordfrieslands. Teil 2, 4. Aufl., Bredstedt 2010 sowie Rolf Kuschert: Nordfriesland in der frühen Neuzeit. Geschichte Nordfrieslands. Teil 3, 3. Aufl. Bredstedt 2007.

[17] Der Name der Hallig stammt von zwei Hamburger Kaufleuten, den Brüdern Rudolf und Arnold Amsinck, die die Deichrechte an der Nordost-Ecke der Insel Strand als Oktroy erwarben und von 1624 bis 1628 Deiche errichten ließen. Durch die Burchardiflut im Jahre 1634 wurden sie zerstört, lediglich die Warft mit dem „Hamburger Haus“ blieb bestehen.

[18] Diese Skizze des Neuen Hattstedter Kooges fertigte Christian Eckermanns Tochter Getrud nach Johannes Mejer an; sie diente Storm als Vorlage für die Konzeption seiner Handlungsräume und ist als Teil seiner Konzept-Handschrift im Husumer Storm-Archiv erhalten.

[19] Carte über die See-Deiche, Mittel-Deiche und Wasserlösungen des 1. und 2. Schleswigschen Deichbands gezeichnet im Jahr 1823 von H. C. Petersen; bei Fischer 1955, Tafel 57 (Ausschnitt).

[20] Vergl. das Kapitel „Die Geographie der Novelle und ihr Personal“ in der neuen Edition von Storms Novelle: Der Schimmelreiter. Novelle von Theodor Storm. Historisch-kritische Edition, hg. von Gerd Eversberg. Berlin 2014, S. 436ff.

[21] Die Zitate aus Feddersen wurden – anders als in der Edition der vollständigen Handschrift – zeichengetreu übertragen.

[22] Otto Fischer: Landgewinnung und Landerhaltung in Schleswig-Holstein (Anm. 5), Tafel 46.

[23] Eckermann 1891, S. 199-202.

[24] Otto Fischer: Landgewinnung und Landerhaltung in Schleswig-Holstein (Anm. 5), S. 218.

[25] Vergl. die zeichengetreuen Zitate in dem Vergleich mit den Texten aus Storms „Schimmelreiter“. Ein Teilabdruck bei Reimer Kay Holander: Der Schimmelreiter – Dichtung und Wirklichkeit. Kommentar und Dokumentation zur Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm. Zuerst Berlin 1976. Neue, verbesserte und aktualisierte Ausgabe, Bredstedt 2003, S. 150-154.

[26] Gutachten

[27] Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig (Sammelhandschrift „Akten betr. das Verhältnis zu Hamburg, die Ratzeburgische Sache, das Bredstedter Werk u. a. m., 1637–1726“, S. 139–164; Abt. 400.5 Nr. 203); für die Abdruckgenehmigung danken wir dem Landesarchiv. Eine Abschrift aus dem 19. Jahrhundert wird im Kreisarchiv Husum aufbewahrt (1Z/27 o.J. Nordfriesland). Diese Fassung des Gutachtens hat Christian Petersen im Jahrbuch des Nordfriesischen Vereins für Heimatkunde und Heimatliebe (Husum 1925, S. 105-117) abgedruckt.

[28] Ockholm gehörte zur der in der Zweiten Marcellusflut (Grote Mandrenke) 1362 untergegangenen Beltringharde. Nach der ersten großen Mandränke (1219) war der Ort nur eine Hallig, die 1515 eingedeicht und landfest gemacht wurde. Durch mehrere Sturmfluten war die vorspringende Halbinsel immer in Gefahr, vor allem, weil sie kaum Vorland besaß. Die Burchardiflut von 1634 durchbrach die Deiche und überschwemmte den Ockholmer Koog. Der westliche Seedeich wurde fast vollkommen zerstört. Unter König Christian IV. wurde ein Teil des Kooges bis 1641 wieder eingedeicht.

[29] Die erste größere Bedeichung in der Hattstedter Marsch betraf den Alten Koog, der um 1460 fertiggestellt war. Damit konnte der südliche Teil der Arlaumündung für eine dauerhafte Besiedlung gewonnen werden; die Deichlinie beginnt am Geestrand bei Wallsbüll, führt dann nach Süden über die Arlau und biegt schließlich rechtwinklig nach Südosten ab, um über Sterdebüll nach Wobbenbüll zu führen, wo der vorspringende Geestrücken nördlich von Schobüll erreicht wird. Der Alte Deich schützte etwas 3300 Demat des Alten Kooges, also ein Gebiet von ca. 1700 ha. Der Deichvorsprung des Hattstedter Alten Kooges hat die Verlandung des Vorlandes so günstig beeinflusst, dass schon zwei Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung Pläne für einen neuen Koog angefertigt wurden. So entstand seit 1496 der Neue Hattstedter Koog, der um 1500 vollendet war und ein Gebiet von ursprünglich 800 und nach kleineren Ausdeichungen in den Jahren 1632/33 von heute 700 Demat umfasst.

[30] Die Stadt Bredstedt befindet sich am Rande der Schleswigschen Geest am Fuße des Stollbergs, einer der höchsten Erhebungen des Kreises Nordfriesland, etwa 6 km von der heutigen Küstenlinie entfernt.

[31] Hattstedt ist ein Dorf auf der Schleswigschen Geest unmittelbar an der Hattstedter Marsch.

[32] Als Harden bezeichnete man im Herzogtum Schleswig untere Verwaltungsbezirke; ihre Einwohner hießen Eingesessene.

[33] Der dänische König Christian IV. übernahm die Deicharbeiten bei Bredstedt der Jahre 1616 bis 1619 auf seine Kosten. Dabei wurden allein für die Überdeichung des Tiefs 20.000 Reichtaler veranschlagt.

[34] Vorkommen, Ereignisse

[35] Einweg, Eingang, Einwirkung

[36] Die Halligen sind kleine Marschinseln im nordfriesischen Wattenmeer, die bei Sturmfluten überschwemmt werden können. Die Bauernhäuser wurden auf kleinen Hügeln errichtet, den Warften. Feddersen verwendet das Maskulinum.

[37] Das Königstief (auch Hattstedter Deep) war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts fast 300 m breit und im Mittel 4 m tieft; allerdings gab es auch eine Stelle, an der 14 m gemessen wurde.

[38] Eine Rute maß in Schleswig-Holstein 16 Fuß (ca. 4,80 m).

[39] Auf der Harmelfshallig (auch Melfshallig oder Jacobshallig) war ein Stück des königlichen Deichs mit einer Länge von 955 m erhalten geblieben.

[40] Mitteldeiche bezeichnen die Deiche der zweiten Deichlinie hinter den Seedeichen.

[41] Aus dem Jahre 1664 hat sich eine Zeichnung erhalten, die zur Planung des Pellwormer Landinspektors Clasen gehört, der eine verkürzte Deichlinie vorschlug. Dadurch hätte man die Unterhaltungskosten für zweite Deichlinie stark reduzieren können. Vergl. Otto Fischer 1955 (Anm. 5), S. 216.

[42] Das Spadelandsrecht, auch Spadenlandsrecht, Spade-Landrecht oder Spade-Landesrecht genannt, ist ein erstmals im 15. Jahrhundert für die Marschregionen schriftlich niedergelegtes Deichrecht.

[43] Durch den neuen Seedeich werden die Anlieger der alten Deiche von Unterhaltungskosten entlastet.

[44] Das Demat war in den Herzogtümern Schleswig und Holstein gebräuchliches Flächenmaß. Ein Demat entsprach im Amt Husum 0,48 ha. Vergl. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt: Kleines Lexikon alter schleswig-holsteinischer Gewichte, Maße und Währungseinheiten. Neumünster 1990, S. 14f.

[45] Die Tara ist die Differenz zwischen dem Brutto- oder Gesamtgewicht und dem Netto- oder Reingewicht eines Wägegutes. Hier wird es auf die Überschlagsrechnung im Verhältnis zu den wirklich eingedeichten Bereichen übertragen.

[46] besonders betreffen

[47] Von Heimreich (M. Antoni Heimreichs Ernewrete NordFresische Chronick. Außgegeben Anno 1668) überlieferte Wahrsagung einer Frau Hertje aus der Nordergoesharde, die um 1400 weissagte: „Dana wert een Diek ut Goßharde int Moer geschlagen, und na etliken Jaren en andern Diek ut dem Moer in Wiedingharde. De warden beide bestaen!“ (Danach wird ein Deich von der Goesharde aus bis in das Meer geschlagen und nach etlichen Jahren ein anderer Deich aus dem Meer bis an die Wiedingharde. Die werden beide Bestand haben!) Zitiert nach M. Anton Heimreichs, weiland Prediger auf der Insel Nordstrandisch-Mohr, nordfresische Chronik. Zum dritten Male, mit den Zugaben des Verfassers und der Fortsetzung seines Sohnes, Heinrich Heimreich, auch einigen andern zur nordfresischen Geschichte gehörigen Nachrichten vermehrt hg. von Dr. N. Falck, Professor des Rechts in Kiel. 2. Theil. Tondern 1819, S. 341f.

[48] marines Tiefenmaß, ca. 1,80 m

[49] Längenmaß, ca. 30 cm

[50] erfreut

[51] Der Michaelistag (29. September) war ein Termin für Miet-, Pacht- oder Zinszahlungen sowie für die Verdingung von Knechten oder Mägden.

[52] Ein Bojer ist ein aus Holland stammendes, flach gehendes kleines Watt- und Küsten-Segelschiff.

[53] gewöhnlichen

[54] festsetzte, bestimmte

[55] emporsteigend

[56] jetzt

[57] Eiderstedt ist eine Halbinsel im Kreis Nordfriesland. Sie entstand etwa ab 1200 durch Landgewinnung mit Eindeichungen und Zusammendeichungen aus zwei Inseln und einer Halbinsel Utholm (um Tating), Westerheversand und Everschop-Eiderstedt (um Tönning und Garding).

[58] Die Warft Schanze liegt ca. 1,5 km östlich von Stuffhusen hinter dem heutigen Seedeich gegenüber von Pellworm am Ende der Heerstraße. Die Warft stammt ursprünglich aus dem Mittelalter und wurde im 16. Jahrhundert erhöht. Der Name geht auf eine im Jahre 1628 aufgeworfene Schanze aus dem 30-jährigen Krieg zurück, wobei die Heerstraße als Zuwegung für die kaiserlichen Truppen genutzt wurde.

[59] dieser Einwirkung

[60] hier: zurückfließenden

[61] gemeint ist wohl friesisch waakse: gedeihen, wachsen, anwachsen

[62] Das Buttergatt war im 17. Jahrhundert ein tiefer Wattstrom zwischen der Insel Nordstrand und der Küste vor Bredstedt.

[63] erläuterte seine Vorstellung

[64] abnehmende

[65] Einwohner des sogenannten Brabander Kooges auf der Insel Nordstrand, die in den 1650er Jahren aus der Niederländischen Landschaft Brabant eingewandert waren. Der Deichgraf Quirinus Indervelden bezeichnet die neu eingedeichten Köge in seiner Karte aus dem Jahre 1659 als „land van brabenders gedijckt“. Karte im Kirchenarchiv der Sankt Theresiengemeinde zu Nordstrand, heute Depositum im Kreisarchiv Nordfriesland, Husum.

[66] Entscheidung für künftige Fälle; Feddersen spielt auf ein Ereignis von 1655 an, als der Deich des neuen Friedrichs Kooges, der als erstes Wiederbedeichungsprojekt auf Nordstrand nach zwanzig Jahren ohne wirksamen Deichschutz gerade ein Jahr alt war. Im August wurde der neue Deich „bey erschrecklichem Sturmwinde“ an der Westseite durchbrochen (Heimreich, hg. von N. Falck, Zweiter Theil, S. 183).

[67] Privileg, das dem Investor bestimmte Rechte bei der Bedeichung von Kögen einräumte; hier ist der Oktroy für die Wiederbedeichung Nordstrands vom 8./18. Juli 1652 gemeint, den Herzog Friedrich III. mit einer Gruppe von Partizipanten aus den Niederlanden schloss. Vergl. die Darstellung bei Friedrich Müller: Nordstrand. Berlin 1936. (Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Zweiter Teil. Die Inseln. 3. Nordstrand.), S. 253ff. Da sie Arbeitskräfte aus Brabant anheuerten, wurden die Neusiedler als „Brabander“ bezeichnet.

[68] Nordstrandischmoor (auch Lüttmoor) ist die jüngste Hallig und war neben den Inseln Pellworm und Nordstrand eines der Bruchstücke der in der Burchardiflut von 1634 untergegangenen Insel Strand. Vor dieser Sturmflut war Nordstrandischmoor ein unbewohntes Hochmoor, das zum Torfstechen genutzt wurde.

[69] Vor der Mandränke 1362 gehörte das Gebiet der heutigen Hallig Südfall zur Edomsharde in der damaligen Landschaft Strand. Durch diese Flut entstanden die Halligen Südfall, Nübell (oder Nubel) und Nielandt. Die Burchardiflut 1634, die die Insel Strand vernichtete, verkleinerte die Hallig stark. Nübell ging in der Flut unter, Südfall blieb aber weiterhin bewohnt. Vergl. die Darstellung bei Friedrich Müller: Alt-Nordstrand bis zur Zerstörung durch die Sturmflut im Jahre 1634. Berlin 1936. (Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Zweiter Teil. Die Inseln. 2. Alt-Nordstrand.)

[70] Pellworm ist die drittgrößte nordfriesische Insel. Ihre Ausdehnung beträgt sieben Kilometer in West-Ost- und sechs Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Sie besteht aus dem Westteil der ehemaligen Insel Strand, die 1634 in der Burchardiflut zerstört wurde.

[71] Die während der Sturmflut von 1634 zerrisse Insel Stand wurde seit 1652 wiederbedeicht; man nannte im Volksmund den neuen Koog nach den Kolonisten, die aus der niederländischen Landschaft Brabant stammten (heute die belgischen Provinzen Antwerpen und Brabant), den Brabander Koog.

[72] manchmal

[73] bei der Hallig Nordstrandischmoor

[74] Der Heverstrom ist ein Gezeitenstrom, der nördlich von Eiderstedt durch das nordfriesische Wattenmeer verläuft und den Husumer Hafen durch das Wattenmeer mit der offenen Nordsee verbindet; er war im Laufe der Geschichte immer wieder eine Gefahr für die Inseln Pellworm und Nordstrand und gefährdet heute noch den Sockel der Insel Pellworm. Die Norderhever bildete sich erst durch die Burchardiflut 1634, die größere Teile der Insel Alt-Nordstrand im Meer versinken ließ.

[75] Versperrungen

[76] „Im Zusammenhang mit der beabsichtigten Abdämmung des Königstiefs spielte die Arlaumündung insofern eine wichtige Rolle, als eine derartige Maßnahme die Verlegung der beiden Arlausiele aus dem südlichen Winkel der Bucht voraussetzte. Die Arlau stellte seit der Landesteilung von 1490 den Grenzfluß zwischen dem königlichen und herzoglichen Gebiet dar, zu ihrem Abflußgebiet gehörte teilweise auch die Landschaft Bredstedt mit der Ostenau. Daraus erklärt es sich, daß bei der ersten Abdämmung der Arlau 2 Siele angelegt worden sind, und zwar je l von königlicher und herzoglicher Seite. Bei der Gewinnung des Wallsbüller ‚Sadtkoegs‘ mußten die beiden Siele in den neuen Seedeich verlegt werden, wo sie bis zu dem betrachteten Zeitabschnitt verblieben.“ Fischer 1955 (Anm. 5), S. 225. Die beiden Arlauschleusen wurden 1691 bis 1693 in die nördliche Hälfte der westlichen Linie des Neuen Deiches verlegt. Vergl.: Chronik der Hattstedtermarsch. Bredstedt 1985, S. 35.

[77] bedenken

[78] hergestellten

[79] friesisch hout: Holz; also Königsholz

[80] Am 10. Dezember 1687 erteilte der dänische König Christian V. (1646-1699) den „Interessenten des Stertebüller Koges in der Landschaft Bredtstede“ ein Oktroy. Vergl. Fischer 1955 (Anm. 5), S. 220.

[81] bezahlt

[82] beklagenswertes

[83] Verwirklichung

[84] Not- oder Schutzdeich zur Sicherung den im Bau befindlichen Koog bis zur Fertigstellung der neuen Deichlinie vor Überflutungen

[85] hier: erfordere

[86] kontrovers diskutieren

[87] Der Gotteskoog südlich von Tondern erstreckt sich von Aventoft an der Wiedau im Norden bis nach Niebüll im Süden; er wurde bis 1566 eingedeicht. Nachdem es Ende des 16. Jahrhunderts zu Einbrüchen und Überschwemmungen gekommen war, musste dieser Koog neu gesichert werden. Bei den 1608 begonnenen Arbeiten wurde ein neues Siel angelegt.

[88] vorankommen

[89] Erkundungen

[90] verbunden

[91] entwickelten

[92] von dän. eventyr: Abenteuer

[93] Unheil

[94] Emporsteigen

[95] Macht

[96] in Sachen der Arithmetik: der Berechnung nach

[97] der Vermessung nach

[98] Schlumpschlag meint einen Glückstreffer; hier: ein (rechnerischer) Überschlag

[99] Ergebnis

[100] Nota Bene: merke wohl!

[101] Fall

[102] beendet

[103] im Geiste des Widerspruchs

[104] verteidigt

[105] Simonsberg liegt etwa acht Kilometer südwestlich von Husum auf der Halbinsel Eiderstedt; es gehörte zusammen mit Lundenberg und Padelack zur Lundenbergharde. Diese ehemalige Verwaltungseinheit war bis zu einer Sturmflut im Jahre 1338 mit Alt-Nordstrand verbunden, während sie von Eiderstedt durch den nördlichen Mündungsarm der Eider getrennt war. Weitere Sturmfluten ließen die Lundenbergharde zur Insel werden, die erst 1468 durch die Bedeichung der Südermarsch mit dem Festland verbunden wurde. Durch die Gewinnung des Adolfskoogs 1579 und des Obbenskoogs 1565 wurde die Lundenbergharde an Eiderstedt angebunden. Simonsberg selbst wurde dreimal durch Sturmfluten zerstört und weiter landeinwärts wieder aufgebaut.

[106] gescheit werden

[107] veröffentlichen

[108] Gemeint sind die Reste der Deichanlagen aus den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts.

[109] Erfolg

[110] Sinnlosigkeit

[111] Flüssigkeit

[112] Strohbestickung

[113] flache Kähne ohne Segel zum Transportieren von Baumaterialien

[114] Reisigbündel

[115] Erde zum Verstopfen

[116] festsetzen, bestimmen

[117] vertrauliche Mitteilung

[118] übertriebenen

[119] Erfolges

[120] Geduld

[121] eingeladen

[122] Beding: Vertrag; verdingen: einen Vertrag schließen

[123] Arbeiter beim Eindeichen eines Kooges

[124] Rechnung

[125] Unternehmer

[126] ertragreich

[127] sumpfig

[128] Der Deich des 1654 wiederbedeichten Friedrich Kooges auf der Insel Nordstrand brach im August des Folgejahres; als Ursache wurde die Absenkung des Deichfußes um ½ Fuß unter Sollhöhe festgestellt.

[129] Aufseher der Arbeiter

[130] das zum Deichbau ausgegrabene Marschland sowie das Maß, wonach die Arbeit entlohnt wird

[131] Prügel, Ohrfeige, Schlag, Aufstand; hier: Streik

[132] Arbeitsvertrag

[133] Feddersen spielt hier auf Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Deicharbeitern und solchen an, die man zu hunderten aus Brabant hatte kommen lassen. Man stritt um die Höhe der der Löhne, wobei die einheimischen Koyer mehrfach Revolten angezettelten. Ursache für die z. T. gewalttätigen Auseinandersetzungen war die Enteignung der einheimischen Landeigner durch den Herzog, die nach dem Nordstrander Deichrecht ihr Land abgeben mussten, sofern sie ihre Deichstrecke nicht mehr unterhalten konnten.

[134] Zündvorrichtung bei Vorderlader Waffen, die bereits bei Feuerbereitschaft glimmt

[135] ungerecht

[136] Vorsicht

[137] spezielle

[138] Gedenktag des Apostels Bartholomäus am 24. August; nach einer Legende wurde der Sarg mit seinem Leichnam an der Insel Lipari bei Sizilien angespült, wo man ihn auch bestattet haben soll.

[139] vom Meerwasser versalzen

[140] fortsetzen

 

Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte 2014, Heft 14, S. 30-58.